Clubchef Kind und Sportdirektor Dufner haben Trainer Slomka öffentlich infrage gestellt. Die Trennung steht so gut wie fest. Noch lassen sich die Verantwortlichen aber Zeit mit der Verkündung. Zahlreiche Nachfolge-Kandidaten stehen im Raum.

Hannover. Die Entscheidung über die Trennung von Trainer Mirko Slomka bei Hannover 96 wird zur Hängepartie. „Vor Weihnachten wird nichts passieren. Das schließe ich aus“, sagte Clubchef Martin Kind am Montag. Somit wird der Bundesligist frühestens am Freitag seinen Entschluss mitteilen.

Am Tag vor Heiligabend befand sich Kind aber bereits mitten in der angekündigten Aufarbeitung der enttäuschenden 96-Hinserie mit nur 18 Punkten. „Ich stehe im engen Kontakt mit Herrn Dufner. Wir werden heute sicher noch mehrmals telefonieren“, berichtete Kind über den regen Austausch mit Hannovers Sportdirektor. Bei der Analyse war Slomka schon gar nicht mehr mit dabei. Der einstige Erfolgstrainer flog am Montagmorgen in den Urlaub.

Eine Entscheidung werde es aber auch über die Feiertage nicht geben. „Weihnachten haben alle ein bisschen Ruhe bei der Familie verdient“, bekräftigte Kind. Dabei scheint die Trennung von Slomka bereits beschlossene Sache zu sein, nur mit der Verkündung tun sich die Verantwortlichen Kind und Dufner offensichtlich noch schwer.

„Ich habe heute Herrn Dufner gebeten, Namen aufzuschreiben und Profile“, hatte Kind am Sonntagabend im „NDR Sportclub“ über einen möglichen Nachfolger Slomkas gesagt. Deutlicher konnte der Clubchef nach dem 1:2 am Sonnabend beim SC Freiburg nicht mehr werden. Der mit dem Ziel Europapokal in die Saison gestartete Bundesligist verlor alle acht Auswärtsspiele in dieser Saison.

„Der Zustand der Mannschaft ist eine Zumutung“, ätzte Kind in der „Neuen Presse“ (Montag). Dufner hatte sich bereits am Sonntag im TV-Sender Sport1 klar positioniert: „Wenn wir klar sagen würden, dass wir mit ihm weitermachen wollen, wäre das nicht die Wahrheit.“ Das Fazit der Analyse schien bereits festzustehen, bevor diese überhaupt begonnen hatte. „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht“, stellte Kind fest.

Warum der Club Slomka demontiert, ohne eine Entscheidung zu treffen, begründete der 96-Präsident nur halbherzig. „Wir wollen jetzt keinen Aktionismus“, sagte Kind, dem bewusst ist, ein Bild des „Rumeierns“ abzugeben: „Der Eindruck entsteht.“

Möglicherweise liegt das Zaudern an den (noch) fehlenden Alternativen. Möglicherweise auch an den Verdiensten des in der Stadt stark verwurzelten Slomka für den Club. 2010 rettete Slomka den Verein nach der Tragödie um Robert Enke in einer schwierigen Situation vor dem Abstieg und führte 96 danach zweimal in die Europa League.

Gespräche mit etwaigen Nachfolgern fanden bislang noch nicht statt. Mehrere arbeitslose Trainer kommen infrage. Auf dem Markt sind unter anderem der von Kind hoch geschätzte Thomas Schaaf, Holger Stanislawski, Thorsten Fink, Markus Babbel oder Bruno Labbadia. Zuletzt hatte sich der frühere 96-Präsident Utz Claassen in Hannover lobend über Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus geäußert, der bis 2011 Nationaltrainer in Bulgarien war.