Im Derby HTHC gegen UHC am Mittwoch zeigt sich, welche Hallenvariante die erfolgreichere ist. Die Reduzierung von fünf auf vier Feldspieler pro Mannschaft spielt dem HTHC bislang in die Karten.

Hamburg. Als neutraler Beobachter der Hallenhockey-Bundesliga der Herren könnte man bei einem Blick auf die Tabellen der vier Regionalstaffeln bereits auf eine langweilige Saison schließen. Titelverteidiger Harvestehuder THC hat in der Nordgruppe nach nur zwei Partien bereits 30 Tore erzielt, was Ost-Tabellenführer Berliner HC (28) mit der doppelten Spielanzahl noch nicht geschafft hat. Die Tormaschine der Hamburger läuft also, und im Vergleich zur Vorsaison scheinen die Schwarz-Gelben zudem noch bevorteilt zu sein von der Regeländerung, die der Weltverband FIH zur Spielzeit 2013/14 probeweise eingeführt hat.

Die Reduzierung von fünf auf vier Feldspieler pro Mannschaft spielt dem HTHC deshalb in die Karten, weil Cheftrainer Christoph Bechmann in der Vorbereitung das Spielsystem perfektionieren ließ, das bei eigenem Ballbesitz vorsieht, den Torhüter gegen einen fünften Feldspieler auszutauschen und damit Überzahl im Angriffsspiel zu schaffen. Wie man daraus Kapital schlägt, stellte der deutsche Meister am vergangenen Sonntag beim 14:0 gegen THK Rissen unter Beweis – jenes Team, das zum Saisonauftakt dem zweiten Favoriten in der Nordstaffel, dem Club an der Alster, nur 3:6 unterlegen war.

Um das Überzahlspiel perfekt zu nutzen, braucht es Spieler, die athletisch in Topform sind und technisch keine Schwächen aufweisen. Der HTHC hat diese Spieler. Dennoch will Tobias Hauke von einer unbestrittenen Machtposition seines Vereins nichts hören. Der Spielgestalter ist vielmehr der festen Überzeugung, dass auch die anderen Spitzenmannschaften Alster und Uhlenhorster HC das System spielen könnten. Dass sich beide bislang dagegen entschieden haben und mit festem Torwart agieren, hält der Nationalspieler ebenso nicht für in Stein gemeißelt wie Bechmanns Entscheidung für die Rotation. Umso gespannter ist Hauke auf die ersten Duelle mit dem UHC am Mittwoch (20 Uhr, Barmbeker Straße) und Alster am Freitag (19 Uhr, Hallerstraße). „Danach werden wir wissen, welches System erfolgreicher ist.“

Worauf es im Überzahlspiel ankommt, kann Hauke in wenigen Worten umreißen: „Passgenauigkeit, Passhärte und das Abwägen von Risiko. Man muss so geduldig spielen, dass man in jedem Fall zum Abschluss kommt, um dem Gegner nicht Konter aufs leere Tor zu ermöglichen“, sagt er. Rissen war dies gegen Alster gleich bei allen sechs Gegentreffern passiert. „Egal, ob man beim Abschluss das Tor trifft oder daneben schießt, man hat immer genug Zeit, den Torwart wieder einzuwechseln. Fängt man sich jedoch den Konter, ist meist nichts mehr zu machen. Deshalb muss man jeglichen Ballverlust vermeiden“, sagt der 26-Jährige.

Dass die neue Regel den von der FIH erhofften Effekt bringt, dass die Attraktivität erhöht wird und mehr Tore fallen, bezweifelt Hauke. „Ich habe Hallenhockey immer geliebt und finde, dass die neue Regel nicht nötig war, um es attraktiver zu machen“, sagt er. Sein Trainer sieht es noch drastischer: „Es ist langweilig! Es geht nur noch darum, die Lücke am Schusskreis zu finden, es wird stupide hin- und hergepasst“, sagt Bechmann. Den Zuschauern könne man nur noch empfehlen, lieber zu Hause zu bleiben. Am Mittwoch und Freitag sollte man diese Warnung allerdings überhören. Der Kampf der Systeme dürfte auch für neutrale Beobachter interessant werden.