Der deutsche Superstar hatte sich auf dem Platz den Zorn von Nationalelf-Kollege Mertesacker eingehandelt, weil er sich nicht von den Fans verabschiedet hatte.

London. Erst die Klatsche, dann die Standpauke: Mit hängenden Schultern und gesenktem Haupt schlich der deutsche Fußball-Star Mesut Özil nach einem denkwürdigen Nachmittag über den Platz des Etihad Stadium. Das 3:6 (1:2) bei Manchester City schmerzte Arsenal Londons Spielmacher sichtlich – viel härter aber dürfte den stolzen 25-Jährigen die gestenreiche Moralpredigt seines Nationalmannschaftskollegen Per Mertesacker getroffen haben.

Abwehrchef Mertesacker, an diesem Tag Kapitän und Torschütze der „Gunners“, zitierte Özil nach dem Schlusspfiff in die Fankurve. Doch dieser weigerte sich, verschwand im Spielertunnel – im Mutterland des Fußballs ein absolutes No-Go. Und das sah Özil, der das 1:1 durch Theo Walcott vorbereitet hatte, nach Mertesackers Belehrung und einigen Stunden der Selbstreflexion auch ein.

„Sorry“, teilte Özil den Fans noch am Sonnabendabend auf seiner Facebook-Seite mit: „Ihr seid großartig zu mir gewesen und habt die lange Anreise auf euch genommen und eine Menge Geld ausgegeben, um uns zu unterstützen. Ich war aber einfach sauer und enttäuscht über das Ergebnis. Nichtsdestotrotz hätte ich in die Kurve kommen und mich bedanken sollen“, schrieb Özil schuldbewusst. Denn den mitgereisten Fans Anerkennung zu zollen – Mertesacker beispielsweise warf sein Trikot in die Menschenmenge – ist nun mal die feine englische Art und „eine große Tradition bei Arsenal. Auch bei Niederlagen und Unentschieden“, schrieb Özil weiter.

Für Arsenals Teammanager Arsène Wenger war der Zwist seiner Leistungsträger schnell vergessen. „Das sind die Deutschen, die werden das schon untereinander klären. Da mache ich mir keine Sorgen“, sagte der Franzose.

Ganz anders dürfte dem 64-Jährigen allerdings bei einem Blick auf die Tabelle zumute sein. Dort liegt Arsenal an der Spitze nur noch zwei Pünktchen vor Erzrivale FC Chelsea, das mit dem deutschen Nationalspieler André Schürrle 2:1 (2:1) gegen Crystal Palace siegte. Manchester City befindet sich einen weiteren Punkt dahinter ebenfalls in Lauerstellung.

„Wir haben zu viele Fehler gemacht, zudem war die Situation nach der Niederlage unter der Woche in der Champions League nicht ideal. Was mich aber am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass wir es verpasst haben, auf neun Punkte von Manchester davonzuziehen“, monierte Wenger nach dem Spiel. Er wollte zudem keine Ausreden suchen, „aber der Schiedsrichter hat ebenfalls ein schlechtes Spiel gezeigt“.

Dies sah offensichtlich auch Özil so. Beim Gang in die Kabine soll der gebürtige Gelsenkirchener mit türkischen Wurzeln nach der ersten Halbzeit einen Linienrichter in seiner Muttersprache beschimpft haben.

Die Kontrolle über sich verlor zudem Jack Wilshere, der den City-Fans während der zweiten Halbzeit völlig frustriert den Mittelfinger zeigte und seiner Mannschaft im nächsten Spiel am Tag vor Heiligabend wahrscheinlich fehlen wird, da der englische Verband FA den Fall möglicherweise untersucht.

Özil aber soll sich im Topspiel gegen den Erzrivalen FC Chelsea auf seine Art und Weise entschuldigen. „Ein Sieg wäre genau das Richtige, um allen Fans 'Danke' zu sagen“, lautete ein Kommentar unter Özils Facebook-Mitteilung.