Ein Kommentar von Björn Jensen

Oft ist der Boxer Felix Sturm kritisiert worden. Für sein bisweilen arrogantes Auftreten, für zu viele Worte und zu wenig Leistung. Nun aber gilt es, den Hut zu ziehen vor dem 34-Jährigen, der in Stuttgart etwas geschafft hat, was vor ihm keinem deutschen Faustkämpfer gelang. Sturm hat sich zum vierten Mal in seiner seit 13 Jahren währenden Profikarriere einen Weltmeistertitel erkämpft. Dafür gebührt ihm Respekt.

Mit seinem Sieg über den Briten Darren Barker hat Sturm bewiesen, dass er zum Vorbild taugt. Er hat gezeigt, dass es auch in fortgeschrittenem Alter nicht nur möglich ist, den Körper zu Höchstleistung zu treiben, sondern auch sein Leben komplett umzukrempeln. Er hat es zudem geschafft, sich als Weltbürger zu präsentieren, als einer, der die Menschen in Bosnien, der Heimat seiner Eltern, ebenso begeistern kann wie in Deutschland, dessen Staatsangehörigkeit er hat. Wie er im Ring auf Bosnisch, Englisch und Deutsch parlierte, das hatte Stil und Klasse.

Vor allem aber hat der Mittelgewichtler dem darbenden deutschen Berufsboxen neues Leben eingehaucht. Hätte er verloren, wäre möglicherweise der TV-Sender Sat.1 aus der Liveberichterstattung ausgestiegen. Nun könnte sein Triumph an mehreren Stellen Signalwirkung haben: Bei Sendern und Sponsoren, dass große Kämpfe und wunderbare Geschichten machbar sind. Und bei Jugendlichen, die sehen, dass sich Leistung, Fleiß und Entbehrung lohnen können. Insofern hat Felix Sturm nicht nur sich selbst einen großen Dienst erwiesen.