Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Im internationalen Sport gibt es eine allgemeingültige harte Währung: das Interesse von Zuschauern und Geldgebern. Nur wer es schafft, seine Disziplin im Fokus der Wahrnehmung zu halten, erhält Fernsehzeiten und lukrative Werbeverträge. Einige Sportarten haben das begriffen. Denn wer zu spät innovativ wird, den bestrafen die Herren der Ringe mit dem Entzug des olympischen Status.

Der Hockeysport geht in diesem Winter einen neuen Weg. In der Halle wird künftig – zumindest für die bevorstehende, als „Testsaison“ bezeichnete Spielzeit – ein Spieler weniger pro Mannschaft auf dem Feld stehen. Nur noch vier Feldspieler und ein Torwart sind erlaubt. Der Weltverband will den Sport attraktiver machen und mehr Ländern eine Möglichkeit geben, international mitzuspielen. Womöglich wird diese Variante auch im Sommer unter freiem Himmel gespielt – auf Kleinfeldern. Die Urteile von Spielern und Trainern fallen gemischt aus, aber immerhin: Hockey nimmt seine Zukunft selbst in die Hand.

Volleyballer und Tischtennisspieler änderten die Zählweise ihrer Wettbewerbe, sogar das seit Jahrtausenden unveränderte Ringen passte seine Regeln der neuen Zeit an.

Nur der Fußball hat es offenbar nicht nötig. Seit 150 Jahren sind die Grundzüge des populären Sports unverändert, mal wurde die Rückpassregel modifiziert, mal eine Gelb-Rote Karte eingeführt. An moderne Ideen wie Videobeweise oder fliegende Wechsel trauen sich die Gralshüter des Fußballs nur zögerlich oder gar nicht. Da fehlt wohl der Leidensdruck.