Frankreich steht nach dem 0:2 in der Ukraine vor dem Aus. Die französische Presse sieht in Bayern-Star Franck Ribery den Hauptschuldigen. Am Dienstag kommt es zum erneuten Showdown zwischen Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic.

Köln. Im Superstar-Lotto droht der Fußball-WM 2014 in Brasilien schon in den Play-off-Rückspielen der Verlust von zwei Weltfußballer-Kandidaten. Völlig unerwartet muss dabei Bayern Münchens französischer Ausnahmespieler Franck Ribéry mit der Equipe Tricolore am Dienstag nach dem 0:2-Desaster in der Ukraine um die Krönung seines ganz persönlichen Erfolgsjahres zittern.

Der Flügelflitzer hat plötzlich sogar ungleich schlechtere Chancen auf die Erfüllung des WM-Traumes als seine Rivalen Zlatan Ibrahimovic und Cristiano Ronaldo, der durch Portugals 1:0-Siegtor gegen Schweden Teil eins des Giganten-Duells gegen „Ibrakadabra“ gewann.

Eine noch bessere Ausgangsposition als die Portugiesen hat Ex-Europameister Griechenland durch seinen 3:1 (2:1)-Erfolg gegen Rumänien. Wenigstens auf seinen Heimvorteil kann der frühere WM-Dritte Kroatien nach der ernüchternden Nullnummer bei Außenseiter Island hoffen.

Ribéry muss in Frankreich den Absturz vom nahezu alleinigen Hoffnungsträger, zu dem der Flügelflitzer durch seine imponierenden Erfolge im Bayern-Trikot avancierte, zum Sündenbock der Grande Nation fürchten. „Alarmstufe Rot“, titelte die L'Equipe nach der Pleite in Kiew zur Gefahr der ersten WM-Endrunde ohne die Franzosen seit 20 Jahren.

Vor dem „Alles oder nichts“-Spiel setzte das Fachblatt Ribéry, den in einer Blitzumfrage von France Football 48 Prozent für die Niederlage verantwortlich machten, denn auch unter Druck: „Er hat gesagt, er fühlt sich so stark wie nie zuvor, aber wir haben ihn schwach wie selten gesehen. Er war machtlos und konnte seinen Status als Retter nicht bestätigen. Man muss aber von ihm erwarten, dass er der Chef dieser Mannschaft ist.“

„Ribery muss sich ein Urlaubsziel für den Sommer suchen“

Spott und Häme schüttete Real Madrids Hauspostille Marca über dem „Ballon d' Or“-Rivalen ihres Lieblings Ronaldo aus: „Wenn sich nicht alles noch komplett dreht, muss Ribery außer einen Platz für den goldenen Ball sich auch noch ein Urlaubsziel für den Sommer suchen.“ Gedanken über Auswirkungen eines WM-Aus auf seine Chancen bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres muss sich Münchens Superstar, der eine WM ohne sein Team „als unvorstellbare Katastrophe für unsere ganzes Land“ bezeichnete, allerdings keine machen: Seit Freitag ist die Stimmabgabe abgeschlossen.

Kaum weniger Last als Ribery trägt Ibrahimovic. In Portugal war der Exzentriker von Paris St. Germain, ähnlich wie Ronaldo bis zu seinem späten Siegtreffer (82.), abgetaucht und konnte den Dämpfer für seine Schweden nicht verhindern. Doch „Ibrakadabra“ hat seinen Traum von der brasilianischen WM-Bühne („Die WM braucht mich“) noch nicht aufgeben. „Noch ist nichts verloren. Mit unserem Heimvorteil können wir es schaffen“, schwor der Torjäger die Tre Kronor auf das entscheidende Rückspiel ein.

Auch „Tagessieger“ Ronaldo sieht das WM-Ticket für Portugal noch nicht als gebucht an. „Uns stehen noch 90 schwere Minuten oder mehr bevor, aber ich habe ein gutes Gefühl“, sagte „CR7“ vor der Abreise nach Stockholm.

„Rehakles“-Nachfolger warnt vor Rückspiel

Anders als Portugal sogar ein 0:1 erlauben kann sich Griechenland nach seinem großen Schritt in Richtung dritter WM-Teilnahme. Doch obwohl die Hellenen für das Rückspiel in Bukarest neun Jahre nach ihrem EM-Coup unter Otto Rehhagel alle Trümpfe in der Hand halten, warnt „Rehakles“-Nachfolger Fernando Santos: „Wir sind erst zur Hälfte durch. Deswegen dürfen wir uns noch nicht sicher sein.“

Deutlich optimistischer war der frühere Bundesliga-Profi Niko Kovac nach seinem Debüt als kroatischer Nationaltrainer auf Island: „Wir waren besser, haben nur kein Tor gemacht. Wenn wir am Dienstag genauso gut spielen und treffen, bin ich sicher, dass wir es zur WM schaffen.“

Trotz 40-minütiger Überzahl nach einer Roten Karte gegen die Gastgeber verpasste das Balkan-Team, in dem die Bundesliga-Legionäre Mario Mandzukic (Bayern), Ivan Perisic (Wolfsburg) und Ivo Ilicevic (Hamburger SV) in der Startformation standen, die erhoffte Vorentscheidung. Wolfsburgs Routinier Ivica Olic wurde für Ilicevic eingewechselt. Islands Trainer Lars Lagerbäck lobte seine aufopferungsvoll kämpfenden Spieler: „Die Leistung meiner Mannschaft macht mich sprachlos.“