Der Hamburger Tennisprofi zieht Bilanz der Saison 2013 und denkt für 2014 über Veränderungen nach. Die Top50 sind sein großes Ziel.

Hamburg. Für das Saisonfinale in London hatte Tobias Kamke kaum Aufmerksamkeit übrig. Der 27 Jahre alte Tennisprofi verbrachte die vergangene Woche mit seinem Bruder im Skiurlaub im Stubaital. Abschalten von einer strapaziösen Saison 2013 war angesagt, und wenn seine Gedanken doch einmal in Richtung England abschweiften, dann dachte Kamke an 2010. Damals hatte er in der Londoner O2 World sein Stück vom Ruhm gehabt, als er von der Herrentennisorganisation ATP als „Newcomer des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Drei Jahre später sitzt Kamke in einem Café an der Binnenalster, was er unbehelligt tun kann, weil er trotz seiner zweifellos vorhandenen sportlichen Klasse als Weltranglisten-75. selbst in seiner Heimatstadt kaum erkannt wird, und zieht Bilanz einer Spielzeit, die einschneidende Veränderungen bereitgehalten hatte. Im Februar debütierte er beim 0:5 in Argentinien im deutschen Daviscupteam. Im März überwarf er sich mit Trainer Ralph Grambow, spielte dann, nachdem man sich wieder zusammengerauft hatte, im Frühjahr sein bestes Tennis, schlug mit dem Argentinier Juan Martin del Potro in Miami einen Top-Ten-Spieler. Nach den French Open in Paris kam die nächste Krise, die bis nach dem Turnier am Hamburger Rothenbaum im Juli anhielt, und die schließlich trotz des Triumphes beim Challengerturnier in Luxemburg darin gipfelte, dass er sich bei den US Open in New York Anfang September „im Guten“ von Grambow trennte.

„Es war ein aufregendes Jahr, und unter diesen Umständen kann ich eigentlich ganz zufrieden damit sein, dass ich mich unter den Top 80 etabliert habe. Punkttechnisch war es meine zweitbeste Profisaison“, sagt der gebürtige Lübecker. „Eigentlich ganz zufrieden“ ist eine Formulierung, die Raum zum Nachfragen lässt, und natürlich kann Kamke nicht damit zufrieden sein, dass er zum dritten Mal in Serie sein Ziel verpasst hat, in die Top 50 der Welt einzudringen. „Das habe ich mir mit der schlechten Phase nach Paris und im Herbst verbaut“, sagt er.

Den Glauben daran, es in der Saison 2014 schaffen zu können, hat er nicht verloren. Aber er weiß, dass dazu weitere Veränderungen nötig sein werden. Einen neuen Trainer möchte der 1,78 Meter große Rechtshänder möglichst schon Anfang Dezember präsentieren, in der engeren Auswahl stehen der Schwede Joakim Nyström und der frühere deutsche Weltklassespieler Nicolas Kiefer. Und im Hinterkopf dämmert es Kamke, dass er wohl dem dringenden Rat vieler Experten folgen und sich Trainingspartner suchen muss, die ihn ständig auf höchstem Niveau fordern.

Seine Heimatverbundenheit hat ihn bislang davon abgehalten, die Komfortzone Winterhude zu verlassen und sich der Tennis-Base Oberhaching, wo die deutschen Spitzenkräfte Philipp Kohlschreiber, Florian Mayer und Daniel Brands trainieren, anzuschließen. „Aber ich habe nur diese eine Chance für meine Karriere, und wenn mich ein Wechsel nach vorne bringen könnte, muss ich es vielleicht wenigstens probieren“, sagt er. Allerdings gelte es das Votum des neuen Trainers abzuwarten.

Bis dahin wird er mit Mirko Schütte, den er aus der Jugendzeit im schleswig-holsteinischen Verband kennt, die am Montag begonnene Vorbereitung auf die Saison 2014 fortsetzen. Eine Spielzeit, die für ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in London enden wird. Ob er sie unter den besten 50 beendet, liegt an ihm selbst.