Der deutsche Verband wünscht sich eine Kandidatur, die Stadt hält sich bedeckt. Eine neue Olympiabewerbung würde den Druck erhöhen.

Hamburg. Als Petra Schulz 2007 anlässlich der Handball-WM inmitten der heutigen O₂ World stand, malte sie sich aus, wie das wohl wäre: Weltmeisterschaften im olympischen Gerätturnen in dieser beeindruckenden Halle. „Das wäre ein Traum“, sagt Schulz, die Leistungssportbeauftragte des Verbands für Turnen und Freizeit (VTF). Fast sieben Jahre später ist aus dem Traum eine denkbare Option geworden. Der Deutsche Turnerbund (DTB) würde sich offenbar gern mit Hamburg als Austragungsort um die WM 2019 bewerben. Dem Vernehmen nach hat der Verband diesen Plan vor dem VTF und dem Sportamt der Stadt offengelegt.

Beim Landesverband rannte der DTB offene Türen ein. Schulz: „Hamburg hätte eine solche Veranstaltung nicht nur verdient, sondern könnte daraus auch einen enormen Mehrwert ziehen.“ Bei der Stadt hält man sich indes bedeckt. Noch liege keine offizielle Anfrage seitens des DTB vor, ließ Innenbehördensprecher Frank Reschreiter wissen: „Wenn es ein solches Ansinnen gibt, werden wir prüfen, inwieweit ein solches Format in unsere Bewerbungsstrategie passt.“

Und vor allem ins Budget. Die Organisationskosten einer WM würden sich auf mindestens fünf Millionen Euro belaufen – zuzüglich Maßnahmen für Infrastruktur und Instandsetzung von Trainingsstätten. Bisher hat die Stadt Ausgaben in dieser Größenordnung für singuläre Großereignisse gescheut. Auch der Wunsch des Radsportweltverbands, 2017 oder 2018 die finanziell ähnlich aufwendige Straßen-WM in Hamburg zu veranstalten, findet in der Politik wenig Befürworter. Sportsenator Michael Neumann (SPD) setzt vielmehr auf jährlich wiederkehrende, originelle Events, die nach dem Vorbild von Cyclassics, Marathon, Triathlon und dem Ruder-Schwimm-Wettkampf um den AlsterCup möglichst Spitzen-, Breiten- und Jugendsport kombinieren – und weitgehend ohne Steuergeld auskommen. Auch die Hamburg Gymnastics, bei denen am Freitag und Sonnabend in der Sporthalle Wandsbek Topturnerinnen aus 14 Nationen vertreten sind, fügen sich in dieses Konzept.

Große Championate bleiben hingegen eine Seltenheit. Seit der Triathlon-WM 2007 war Hamburg nicht mehr Schauplatz von Welt- oder Europameisterschaften in einer olympischen Disziplin. Im Zuge der Olympiabewerbung für 2012 hat die Sportbegeisterung zwar gefühlt zugenommen; allerdings ist das Veranstaltungsangebot nicht unbedingt gewachsen. Zwar bereichern neue Formate wie der AlsterCup und der Stand-up-Paddling-Weltcup den Kalender. Dafür findet das Hockey-Masters nur noch alle zwei Jahre im Wechsel mit Düsseldorf statt. Etablierte Meisterschaften wie der Judo-Weltcup oder das Leichtathletikmeeting im Hammer Park entfielen ersatzlos.

Womöglich muss die Stadt ihre Bewerbungsstrategie überdenken, sollte sie nach der gescheiterten Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 selbst wieder olympische Ambitionen hegen. In diesem Fall, moniert der Hamburger Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen, reiche es nicht mehr, nur tolle Events auszurichten: „Dann brauchen wir mehr internationale Meisterschaften oder Weltcups.“

Der DTB will sich nächstes Jahr festlegen, mit welcher Stadt er für 2019 ins Bewerbungsrennen geht. Berlin hat sein Interesse bereits angemeldet. In der Hauptstadt fanden schon 2011 die Einzel-Europameisterschaften statt. Beim VTF haben sie für den erwarteten Fall, dass Hamburg außen vor bleibt, bereits eine kleine Lösung ausgetüftelt: deutsche Meisterschaften 2016, wenn sich die Gründung der Hamburger Turnerschaft zum 200. Mal jährt. Mögliche Austragungsstätte wäre die Sporthalle Hamburg. „Aber auch das können wir nicht allein stemmen“, sagt Schulz. Der Aufwand fiele allerdings ungleich bescheidener aus als für eine WM: etwa 50.000 Euro.