Bundestrainer Joachim Löw nominiert am Freitag sein Aufgebot für die Länderspiel-Klassiker gegen Italien und England. Die große Frage lautet, ob der Dortmunder Torwart Roman Weidenfeller erstmals dabei sein wird.

München. Seine Vertragssituation hat Joachim Löw vor seinem Jubiläum geklärt - ob Roman Weidenfeller in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine Zukunft hat, ist dagegen weiter offen. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass der Bundestrainer den 33 Jahre alten Torwart von Borussia Dortmund am Freitag für die Länderspiel-Klassiker am 15. November in Italien und am 19. November in England erstmals nominiert. „Ich werde das eine oder andere testen. Das sind zwei attraktive Gegner, gegen die wir dem einen oder anderen vielleicht noch mal eine Chance geben wollen. Mit Roman Weidenfeller beschäftigen wir uns schon seit geraumer Zeit, wir kennen seine überragenden Leistungen. Deshalb ist das auf jeden Fall eine Überlegung“, sagte Löw unlängst.

Am Mittwochabend hat der 53-Jährige, der in Mailand gegen die Squadra Azzurra zum 100. Mal die Verantwortung für die DFB-Auswahl tragen wird, Weidenfeller beim Champions-League-Spiel des BVB gegen den FC Arsenal (0:1) noch einmal persönlich unter die Lupe genommen. Zuletzt hat Löw hinter seiner unumstrittenen Nummer eins, Manuel Neuer, auf Rene Adler und Ron-Robert Zieler vertraut.

Weidenfeller („Es wurde schon so viel gesagt und geschrieben. Die Entscheidung liegt bei Joachim Löw“) fand trotz starker Leistungen dagegen keine Berücksichtigung. Der BVB-Profi könnte nun aber im Alter von 33 Jahren zum ältesten Torwart-Debütanten in der DFB-Geschichte werden. Er würde im Fall eines Einsatzes den „Helden von Bern“, Toni Turek, ablösen, der bei seinem ersten Länderspiel-Einsatz 31 Jahre und 308 Tage zählte. Überhaupt haben in der Geschichte des Nationalteams nur Martin Max und Paul Steiner (beide ebenfalls 33) so spät debütiert. Steiner wurde 1990 sogar noch Weltmeister.

Für Löw ist es vor der Nominierung des WM-Kaders im Mai 2014 die letzte Möglichkeit, Weidenfeller über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Bevor die Vorbereitung auf das Turnier in Brasilien startet, steht nur noch ein Test gegen Chile in Stuttgart (5. März 2014) auf dem Programm.

Um den hohen Belastungen seiner Stars in den Vereinen Rechnung zu tragen, wird Löw für die letzte Dienstreise des Jahres aller Voraussicht nach einen großen Kader nominieren. Neben Weidenfeller darf sich auch dessen Dortmunder Teamkollege Kevin Großkreutz Hoffnung auf eine Berufung machen. Der 25-Jährige hatte den letzten seiner bisher drei DFB-Einsätze am 9. Feburar 2011 beim 1:1 gegen Italien absolviert. Verzichten muss Löw auf die verletzten Mario Gomez, Ilkay Gündogan und Lukas Podolski.

In Mailand kommt es zur Neuauflage des verlorenen EM-Halbfinales von 2012 gegen den viermaligen Weltmeister Italien. „Daran denken wir nicht mehr“, betonte Löw, „aber es ist klar, dass Spiele zwischen Deutschland und Italien aufgrund der Historie immer ganz spezielle Partien sind. Wenn zwei der großen Nationen aufeinandertreffen, ist die Brisanz immer besonders hoch.“ Nicht weniger Brisanz birgt die Partie gegen England. Der englische Verband feiert dabei sein 150-jähriges Bestehen - doch für Löw stehen rein sportliche Aspekte im Vordegrund: „Es ist immer unser Wunsch, gegen Teams aus der Weltspitze zu spielen. Für unsere Entwicklung ist es gut, wenn wir auf hohem Niveau gefordert werden.“