Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Es gab mal eine Zeit, da standen die Teamchefs der Formel 1 an den Kurven der Grand-Prix-Pisten und beobachteten die turbulenten Rennen der Nachwuchsklassen. Wer dort mit seiner Naturbegabung auffiel, konnte sicher sein, bald eine Einladung zu Testfahrten und damit die Eintrittskarte für den Grand-Prix-Zirkus zu bekommen. Heute läuft das anders. Entscheidend für ein Formel-1-Cockpit ist nicht mehr das Talent, sondern die Mitgift wohlhabender Förderer.

Altmeister Niki Lauda nennt es einen Witz, dass ein begabter Rennfahrer wie Nico Hülkenberg um einen Platz betteln muss. Ein so vielversprechender Pilot hätte seinerzeit unter den Angeboten wählen können. Aber die Formel 1 fährt mit Höchstgeschwindigkeit in die Krise. Nur noch vier Teams gelten als solide finanziert. Um den immer anspruchsvolleren technischen Aufwand finanzieren zu können, kommen Rennfahrer mit fetten Geldkoffern gerade recht. Wer den Scheck eines milliardenschweren Öl- oder Telefonkonzerns zu bieten hat, liefert klammen Rennställen bessere Argumente als reine Fahrkunst. Langfristig hilft dieses Geschäftsmodell allerdings nicht. Mit Geld mag man über die Runden kommen, gewinnen aber können nur gute Fahrer.

Übrigens: Auch Michael Schumacher und Sebastian Vettel hätten es in ihren Lehrjahren ohne die finanzielle Hilfe ihrer Gönner nicht in die Formel 1 geschafft. Die beiden deutschen Weltmeister aber setzten sich später auf der Rennstrecke durch – dank ihres überragenden Talents.