Abu Dhabi. Weltmeister Sebastian Vettel fährt nur noch für die Statistik, Ferrari, Mercedes und Lotus balgen sich um die Vizetitel bei Fahrern und Teams. Tagesgespräch der Formel 1 am Rande des Großen Preises von Abu Dhabi an diesem Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky) aber ist der Verbleib des hoch talentierten Nico Hülkenberg. Der 26 Jahre alte Sauber-Pilot aus Emmerich ist in Rekordzeit von der Königsfigur des Fahrermarktes zum Bauernopfer der Boxengasse geworden.

Hülkenberg, der in den letzten fünf Rennen 32 Punkte herausfuhr, mehr als alle Konkurrenten um einen der begehrten Sitze, muss tatenlos zuschauen, wie ihm Pastor Maldonado das Cockpit bei Lotus wegzuschnappen droht. Der Venezolaner holte in dieser Saison zwar erst einen einzigen WM-Punkt und fiel eher durch Unfälle auf. Trotzdem hat er mit dem staatlichen Erdölkonsortium PDVSA im Rücken 50 Millionen Argumente. Der klamme Lotus-Stall, dem ein Sponsordeal zu platzen droht, kommt eine Finanzhilfe gerade recht.

Rund 170 Millionen Dollar fließen allein in dieser Saison durch die sogenannten Bezahlfahrer in die Formel 1. „Vor 30 Jahren wäre ein Mann wie Hülkenberg für ein Topteam gefahren“, sagt der viermalige Weltmeister Alain Prost. „Sie hätten sich um ihn gerissen.“ Heute muss der schnelle Deutsche trotz aller Spitzenresultate um seinen Job bangen. Sollte McLaren an Sergio Perez festhalten und Fernando Alonso trotz aller Abwanderungsgelüste bei Ferrari bleiben, hätte Hülkenberg nur zwei Optionen, die seiner Karriere kaum helfen: Entweder er bleibt in der Schweiz bei Sauber, wo er bereits in dieser Saison über ausbleibende Gehaltszahlungen geklagt hatte. Oder er versucht wieder bei Force India unterzukommen, dem derzeit Sechsten der Konstrukteurswertung.

Auch in Abu Dhabi war Hülkenberg am Freitag nach überstandener Magenverstimmung als Neunter schneller als alle Bezahlfahrer. „Dass einer wie er um ein Cockpit kämpfen muss, ist ein Witz“, sagt der dreimalige Weltmeister Niki Lauda.