Der Olympiastützpunkt in Dulsberg feiert sein 25-jähriges Bestehen. Im 30. Sportforum von NDR 90,3 und dem Abendblatt diskutierten Trainer und Sportler über die Förderung von Spitzenathleten in Deutschland.

Hamburg. Olympiastützpunkte verstehen sich als Serviceeinrichtungen für Spitzensportler. Den Besten des Landes sollen hier perfekte Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sie Deutschland erfolgreich vertreten können.

Der Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein (OSP) leistet dies seit nun 25 Jahren, und deshalb servierte Stützpunktleiterin Ingrid Unkelbach, 53, am Montagabend im BeachCenter am Alten Teichweg den mehr als 300 Gästen aus Sport, Politik und Wirtschaft bis zum frühen Morgen Essen und Getränke. Es wurde eine launige Feier, und Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen, 25, sprach für viele, als er sagte: „Der OSP ist für mich das Herz des Spitzensports in Hamburg.“

25 Jahre Olympiastützpunkt in Hamburg-Dulsberg, das war das Thema des 30. Sportforums des Radiosenders NDR 90,3 und des Abendblatts. Gäste der Sendung waren neben Unkelbach und Johannesen Hockey-Bundestrainer Markus Weise, 50, die deutsche Schwimmmeisterin Dorothea Brandt, 29, und Günter Ploß, 66, Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB).

Brandt kam im Jahre 2000 nach Hamburg, sie war eine der Ersten, die im damals neu geschaffenen Internat eine Wohnung bezog. 2003 wechselte sie wegen der Schule nach Berlin, 2012 nach Essen. Von ihren Leistungen seien die drei Stützpunkte, 19 gibt es in Deutschland, vergleichbar, „in Berlin hatte ich manchmal das Gefühl, in der Masse der Athleten unterzugehen“, sagte Brandt. In Hamburg sei die Betreuung stets persönlich gewesen, „was ich geschätzt habe“. Wichtig für sie bleibt die Laufbahnberatung, „damit ich nach meiner Karriere, wenn ich über 30 bin, nicht in ein schwarzes Loch falle“.

Johannesen versucht bis 2016 sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens mit seiner Karriere zu vereinbaren. „Ich habe mein Studium auf Teilzeit angemeldet, weil es andernfalls kritisch mit den Fristen für die Bachelor- und Master-Abschlüsse würde.“ Sporthilfe und Sponsoren federn die Verlängerung der Ausbildung finanziell ab.

Dass der deutsche Spitzensport unterfinanziert ist, darin waren sich die fünf Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. „Wir müssen uns darüber klar werden, was wir wollen. Reicht uns ein fünfter Platz im Medaillenspiegel. Oder sollte Sport in dieser Gesellschaft einen größeren Stellenwert erlangen, weil er nachgewiesenermaßen für die Gesundheit, die Bildung und die Vermittlung von Werten zentrale Bedeutung hat“, sagte Weise. Dazu gehöre, ergänzte Unkelbach, „dass wir beginnen, unsere Trainer angemessen zu bezahlen“. Ein Trainer einer olympischen Sportart verdient in Deutschland im Schnitt 3000 Euro brutto, „und er kann nach vier Jahren in die Wüste geschickt werden und steht vor dem Nichts“, sagte Weise. Gute Trainer seien für den Sport, die Talentfindung, -förderung und -ausbildung ebenso wichtig wie engagierte Lehrer für die Schulen oder erfahrene Professoren für die Universitäten.

Ploß konnte die Klagen verstehen. Sport verharre in Politik und Gesellschaft weiter in einer Nische. Zusätzliche 40 Millionen Euro fordern die Sportfachverbände von der neuen Bundesregierung, um Spitzenathleten besser unterstützen und Trainer besser bezahlen zu können. Angesichts eines Bundeshaushalts von 500 Milliarden Euro sei das ein bescheidenes Anliegen, meinte der HSB-Präsident.

Nach ihren Wünschen für die Zukunft gefragt, musste OSP-Leiterin Unkelbach lange nachdenken. Dann fiel ihr noch etwas ein: „Ein überdachter Hockeyplatz für die strengen Winter.“ Der dürfte ebenso auf sich warten lassen wie eine erneute Olympiabewerbung der Stadt. „Wir täten gut daran, jetzt die Klappe zu halten und die Münchner Anstrengungen für die Winterspiele 2022 zu unterstützen“, sagte Ploß. Wenn Hamburg diese Ambitionen wirklich hege, meinte Johannesen, müsse die Stadt nicht nur tolle Events ausrichten, „sondern mehr internationale Meisterschaften oder Weltcups“.