Nach dem ernüchternden Remis gegen Estoril hat der SC Freiburg nur noch minimale Chancen aufs Weiterkommen im Europacup. Aber wenigstens machten die vielversprechenden Debüts von Darida und Lorenzoni Mut.

Freiburg. Die Europa League hat Christian Streich schon zur Gruppen-Halbzeit abgehakt. Große Ambitionen hatte der Trainer des SC Freiburg in diesem Wettbewerb angesichts der Riesenprobleme in der Bundesliga ohnehin nicht. „Was soll ich jetzt noch zur Euro-League erzählen, wenn wir im Moment nicht in der Lage sind, solch ein Spiel zu gewinnen?“, sagte Streich. „Wir müssen uns jetzt sofort auf den HSV vorbereiten.“

Nach dem enttäuschenden 1:1 (1:0) gegen das bis dato punktlose GD Estoril Praia kann sich der Tabellenvorletzte indes kaum Hoffnung machen, gegen den unter Bert van Marwijk wieder erstarkenden HSV den ersten Sieg zu schaffen. „Am Sonntag geht es um unser Leben“, betonte SC-Mittelfeldmann Gelson Fernandes drastisch den Stellenwert dieses Schlüsselspiels. „Es geht um unseren Job und den Klassenerhalt in der Bundesliga.“

Vier Punkte und zwei Plätze liegen die Freiburger hinter dem Tabellen-15. Aber von der personellen und spielerischen Qualität scheint die Kluft wesentlich größer, zumal die Hanseaten ein anderes Kaliber als die biederen Portugiesen sind. Hinzu kommt, dass Streich zwar wieder über einen größeren Kader verfügt, aber viele seiner Schützlinge nach langen Verletzungen einfach noch nicht fit sind und die Dreifachbelastung Liga, DFB-Pokal und Europacup zusätzliche Kräfte kostet. „Die Hamburger kommen total ausgeruht, sind total fokussiert auf uns, und wir müssen jetzt mit unseren Spielern so arbeiten, dass sie sich nicht dauernd fragen, warum sie die letzten Spiele nicht gewonnen haben“, strich Streich das Problem heraus.

Abgesehen vom zusätzlichen Kräfteverschleiß drückte die nun zwölfte sieglose Partie in Serie in Liga und Europacup weiter aufs Selbstbewusstsein der eh angeschlagenen Freiburger. „Wir haben ein bisschen die Pest am Bein“, klagte Club-Präsident Fritz Keller. „Das war ein Déjà-vu-Erlebnis, wie wir es schon gegen Liberec hatten. Der Gegner hat kaum eine Chance und macht trotzdem sein Tor.“ Streich bemängelte ebenfalls die schwache Chancenverwertung. Frustriert urteilte er: „Es ist unverdient, dass wir nicht gewonnen haben.“

Trotz des nächsten Rückschlags geriet Streich angesichts der starken Leistung seiner beiden nächsten Debütanten Vladimir Darida und Nicolai Lorenzoni sogar ins Schwärmen: „Das war totale Freude.“ Vor allem der Tscheche, mit vier Millionen Euro teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte, deutete an, dass er eine echte Verstärkung werden kann. Nach sieben Wochen Verletzungspause überzeugte Darida als kreativer Spielgestalter, Passgeber und Torschütze zum 1:0 (11. Minute). Estorils Sebá (53.) zerstörte die Hoffnung auf den Sieg.

„Vladimir hat eine sehr gute Spielkultur“, lobte Streich den 23-Jährigen. Lorenzoni, Stammkraft im Regionalligateam, bot bei seiner Premiere bei den Profis eine starke Leistung als Linksverteidiger. „Wir können ihn auch in einem Bundesligaspiel bringen“, sagte der SC-Coach. „Das hilft uns weiter.“

Ob schon gegen den HSV, wird sich zeigen. Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) kann sich Streich keine personellen Experimente leisten. Obwohl im Fall einer Niederlage der Rückstand auf einen Nichtabstiegsrang bedrohlich anwachsen würde, spielte Kapitän Julian Schuster die Bedeutung der Partie etwas herunter: „Gegen den HSV ist der Druck nicht größer als in den letzten Wochen auch.“ Und Keller machte der Mannschaft Mut: „Ich bin zuversichtlich, dass wir den ersten Dreier einfahren. Ich bin nicht nervös.“