Die Wiederwahl von Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident war nur Formsache. Auf dem 41. Ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde er in seinem Amt bestätigt und bis 2016 gewählt.

Nürnberg. Wolfgang Niersbach bleibt erwartungsgemäß der Chef von mehr als 6,8 Millionen Fußballern in Deutschland. Der 62-Jährige wurde auf dem 61. Ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Convention Center der Nürnberger Messe als Präsident bis 2016 in seinem Amt bestätigt.

Der langjährige Mediendirektor und ehemalige Generalsekretär des größten Sportfachverbandes der Welt wurde als einziger Kandidat einstimmig von den 253 Delegierten aus den Regional- und Landesverbänden sowie der Liga gewählt. „Ich hoffe, sie sind mit meinem Führungsstil als bekennender Teamplayer einverstanden. Ich fühle mich nicht als Machtmensch, Macht sollte keine Rolle spielen“, sagte Niersbach in seiner kämpferischen Rede in Anwesenheit von Uefa-Präsident Michel Platini und dessen Vorgänger Lennart Johansson. Er schloss mit den Worten: „Es macht Spaß, für unseren DFB tätig zu sein!“

Auch Liga-Präsident Reinhard Rauball lobte den DFB-Chef: „Er hat die unterschiedlichen Interessen in der ihm eigenen Art zusammengeführt. Wir haben eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die wir leben.“

Niersbach nutzte indes die Gelegenheit und übte harsche Kritik an der Vergabe der WM 2022 an Katar. „Wenn ein Termin im Winter gefunden wird, was alternativlos ist, werden die Auswirkungen weltweit spürbar sein. Die Zuständigkeit liegt eindeutig bei der Fifa, sie muss zum Jahreswechsel 2014/2015 Antworten auf brennende Fragen geben“, sagte der DFB-Boss, sprach „politische Einflussnahme“ bei der Vergabe sowie die „menschenunwürdigen“ Arbeitsbedingungen im Emirat am Persischen Golf an.

Niersbach: „Wir werden die Augen davor nicht verschließen.“ Eine konzertierte Aktion mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der internationalen Vereinigung unter Vorsitz von DGB-Chef Michael Sommer ist angedacht. Niersbach will mit seinem Team getreu dem Motto des Bundestages („Fußball ist Zukunft - Vereint. Innovativ. Leistungsstark“) agieren: „Unser Ziel ist, Gutes zu bewahren, Neues zu entwickeln.“

Niersbach hatte am 2. März 2012 die Nachfolge von Theo Zwanziger (68) angetreten, der auf dem DFB-Bundestag durch Abwesenheit glänzte. Der DFB-Präsident sprach klar die drängendsten Probleme des Verbandes in den nächsten Jahren an. Es gilt, die Folgen des demografischen Wandels abzufedern, denn die jüngsten Mitgliederzuwächse hat der DFB dem Boom bei den Profi-Klubs zu verdanken, hingegen ist die Anzahl der gemeldeten Mannschaften an der Basis rückläufig.

Der Kampf gegen Doping sowie gegen Spielmanipulation und Rassismus stehen ebenfalls auf seiner Agenda. Eine Imagekampagne im Amateurbereich lässt sich der DFB immerhin 2,5 Millionen Euro kosten, auch in punkto Ehrenamt und sozialen Aktivitäten des Verbandes nahm Niersbach in seiner Rede Stellung.

Nach knapp 20 Monaten Amtszeit in der Nachfolge Zwanzigers ist Niersbach bemüht, mit einem breit gefächerten Innovationsansatz weiter Profil zu gewinnen. Es geht schließlich auch darum, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Bei seinem Auftritt in Nürnberg überzeugte der DFB-Chef mit seiner kämpferischen und geschliffenen Rede.

Nach den Vertragsverlängerungen mit Bundestrainer Joachim Löw und dessen Mitarbeiterstab um Teammanager Oliver Bierhoff hob Niersbach die Bedeutung der personellen Kontinuität beim Aushängeschild Nationalmannschaft hervor und blickte schon auf die WM 2014 in Brasilien. „Wir wollen Weltmeister werden, aber ich verkenne nicht, dass andere Nationen dies mit ähnlichem Selbstbewusstsein sagen“, sagte der DFB-Chef im Beisein von Löw und dem kompletten Trainerstab.

Eine klare Forderung stellte Niersbach an die Politik, „die Arbeit im Ehrenamt nicht zu erschweren“. Klare Worte fand der DFB-Präsident auch für die laxe Vorgehensweise der Politik bei der Behandlung des Glücksspielstaatsvertrages. „Das ist eine einzige Bankrotterklärung“, ätzte Niersbach und kritisierte den schon mehr als zwei Jahre andauernden, quälend langen Entscheidungsprozess.