Die Doppel-Olympiasiegerin von Peking zweifelt an ihrer Motivation und Energie

Hamburg. Die eindrucksvolle Laufbahn von Britta Steffen endete ganz profan mit einer E-Mail. In der Mitteilung ihres Managements ließ sich die mehrfache Weltmeisterin am Freitag mit den Worten zitieren: „Ich beende meine Karriere in dem Bewusstsein, zu den Besten der Welt zu gehören.“

Damit hört eine der besten deutschen Schwimmerinnen überhaupt auf. Sie feierte 2008 mit Olympia-Gold über 50 und 100 Meter Freistil ihre größten Erfolge. Unvergessen, wie sie nach ihrem Triumph in Peking Franziska von Almsick weinend in die Arme fiel. 16 weitere Titel bei Welt- und Europameisterschaften auf der Lang- und der Kurzbahn kamen hinzu.

50 Tage vor ihrem 30. Geburtstag stellte Steffen nun klar, was viele schon geahnt hatten. Sie habe in den letzten Wochen „gezweifelt, ob ich die nötige Motivation und Energie für ein oder sogar drei weitere Jahre im Kampf um Goldmedaillen und Meistertitel aufbringen kann“. Im Urlaub mit ihrem Lebensgefährten, dem Weltrekordler Paul Biedermann, mit dem sie in Halle/Saale wohnt, reifte außerdem der Wunsch nach einem neuen Lebensabschnitt. „Ich möchte irgendwann mal ’ne Mama werden“, hatte Steffen gesagt. Momentan entstünden zudem „konkrete berufliche Pläne“, hieß es vom Steffen-Management. „Es liegt nahe, die Talente und Erfahrungen des Leistungssportlers mit ihrem Wissen aus dem Wirtschaftsstudium zu verknüpfen.“

Bundestrainer Henning Lambertz hätte sich gewünscht, dass sich Steffen bei der Heim-EM 2014 in Berlin „mit großem Trara“ verabschiedet hätte, „aber wenn das Feuer nicht mehr lodert, ist es besser, sofort einen Schlussstrich zu ziehen“, meinte Lambertz. Auch Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), verneigte sich vor Steffen: „Eine großartige Karriere, eine großartige Sportlerin – schade, dass sie aufhört. Ich wünsche ihr für die persönliche Zukunft alles Gute.“

Nach der Medaillen-Nullnummer bei der WM in Barcelona vor knapp zwei Monaten kam das Karriereende nicht gänzlich unerwartet. In der Stunde des Abschieds spielten all die kleinen Scharmützel rund um Britta Steffen keine Rolle mehr. Im November 2012 etwa hatte sie die Verbandsführung hart kritisiert. Auch durch ihre vorzeitige Abreise bei der WM 2011 in Shanghai machte sie sich keine Freunde. Trotzdem sagte Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes: „Wir würden uns freuen, wenn Britta dem Schwimmsport und dem DSV mit ihrer Erfahrung erhalten bleibt – in welcher Funktion auch immer.“