Ein Kommentar von Marlies Fischer

Oracle hat das Segel-Wunder geschafft. In der Bucht von San Francisco holte das Team USA beim 34. America’s Cup einen Siebenpunkte-Rückstand gegen das Team New Zealand auf und gewann den Titel. Goliath hat einmal mehr gegen David gewonnen. Viel mehr Geld und zuletzt wohl auch das kleine Quäntchen mehr Glück haben den Ausschlag gegeben.

Die Fernsehbilder der Regatten waren beeindruckend, so hatte man die Wettfahrten noch nie gesehen. Die 80-Millionen-Dollar-Investition von Oracle-Chef Larry Ellison in die TV-Produktion ging auf. Aber was haben diese fliegenden Katamarane noch mit Segeln zu tun? Die Mannschaft in gepanzerter Kleidung, auf dem Kopf Sturzhelme, Kommandos nur über Headsets – so überquert keine Regatta-Crew den Atlantik. Natürlich ging es auch früher beim America’s Cup um das modernste Material. Aber die Budgets blieben überschaubar, mehrere Teams konnten sich die Teilnahme leisten. Diesmal blieben von gerade mal vier Teams nur zwei konkurrenzfähige übrig, das Team USA verpulverte 200 Millionen Dollar, die Neuseeländer auch noch 84 Millionen.

Segeln macht den Kopf frei, sorgt für Bewegung an frischer Luft, schärft die Sinne und ist eine gute Lebensschule. Es geht um Kameradschaft, Teamgeist und Fairness. Mensch, Natur und Schiff bilden eine Gemeinschaft. So empfinden es jedenfalls die vielen Segler, die in ihrer Freizeit aufs Wasser gehen. Ihnen geht es vorrangig um das Erlebnis Segeln, nicht um Hochtechnologie. Und millionenschwere Budgets haben sie auch nicht.