Ein Kommentar von Achim Leoni

Dass die deutschen Handballer die Olympischen Spiele 2012 in London verpasst haben, war bedauerlich. Das größte Sportereignis der Welt lieferte allerdings genügend Schlagzeilen, um die Programmlücke zur Randnotiz zu verdrängen. Im kommenden Januar wird der Niedergang des Weltmeisters von 2007 unübersehbar werden. Dann wird in Dänemark die Europameisterschaft ausgespielt – und das Land mit der stärksten Liga der Welt kann nur zuschauen.

Die Folgen bekommt auch der HSV Hamburg zu spüren. Zum ersten Champions-League-Heimspiel der Saison darf der Titelverteidiger an diesem Donnerstag kaum 2000 Fans erwarten. Die deutsche Auswahl hatte bei der Weltmeisterschaft Anfang des Jahres noch bis zu zehn Millionen Zuschauer vor die Bildschirme gelockt. An diesen Zahlen lässt sich das Dilemma veranschaulichen, in dem der Handball steckt. Da können die Vereine noch so viele Titel sammeln: Erst ein nationaler Gefühlsrausch wie bei der WM vor sechs Jahren im eigenen Land wird ihnen bei der Vermarktung wieder die großen Türen öffnen.

Es scheint, als würde sich diese Einsicht in der Bundesliga allmählich durchsetzen. Nur ist es nicht damit getan, den Nachwuchs zu fördern. Die Vereine sollten der Nationalmannschaft zumindest annähernd so viel Vorbereitungszeit einräumen, wie sie sich selbst gönnen. Die neue Verbandsspitze ist in Vorleistung gegangen und hat versprochen, den Trainerstab professioneller auszustatten. Die Liga sollte bald nachziehen, damit das Zuschauen nicht Gewohnheit wird.