Bei Treffen mit dem neuen Bayern-Trainer hat Hoeneß immer das Gefühl, im Leben weiterzukommen. Guardiola nominiert eventuell den wiedergenesenen Götze für das DFB-Pokalspiel gegen Hannover – und lobt Neuer und Lahm.

München. Pep Guardiola ist als neuer Coach für Rekordmeister Bayern München laut Präsident Uli Hoeneß ein absoluter Volltreffer. „Es macht sehr, sehr viel Spaß, mit ihm zu arbeiten. Er ist ein total offener Mensch, trägt sein Herz auf der Zunge. Ich bin sehr happy, dass wir ihn hier haben. Bei den Treffen mit ihm hast du immer das Gefühl, dass du weiterkommst im Leben“, sagte Hoeneß am Dienstag in München über den Spanier.

Hoeneß (61) erlebt den Trainer Guardiola als „sehr akribisch und sehr ehrgeizig“. Es überrasche ihn, fügte er an, dass Guardiola „mit den großen Erfolgen, die er in seinen jungen Jahren schon gefeiert hat, nicht aufhört, täglich zu arbeiten“.

Selbst an trainingsfreien Tagen sitze Guardiola oft bis spät in den Abend am Klubgelände in der Säbener Straße und brüte über Verbesserungen. Das „anfänglich leise Murren“ der Öffentlichkeit nach den teils dürftigen Leistungen zum Saisonstart habe er deshalb „nicht verstehen können“.

„Es war klar, dass er Zeit brauchen würde, die zwei Systeme FC Barcelona und Bayern München miteinander zu verbinden. Aber ich bin ziemlich sicher, dass diese beiden Kulturen langsam verwachsen. Ich bin überzeugt, dass daraus etwas ganz Fruchtbares entstehen kann“, sagte Hoeneß. Guardiola sei fußball-taktisch „nie um eine Antwort verlegen“, ergänzte er.

Unstimmigkeiten mit Sammer ausgeräumt

Die Unstimmigkeiten zwischen Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf der einen sowie Sportvorstand Matthias Sammer auf der anderen Seite sieht Hoeneß unterdessen als ausgeräumt an. „Das ist beendet“, sagte er mit sichtlicher Unlust, über das Thema weiter zu reden: „Er hat seine Meinung gesagt, und wir haben unsere Meinung gesagt. Und wenn vernünftige Menschen zusammensitzen, gibt es immer vernünftige Lösungen.“

Wie diese im Detail ausgesehen haben, wollte Hoeneß nicht ausführen. Sammer hatte die Mannschaft unlängst nach dem 2:0 gegen Hannover 96 kritisiert und sich dafür von Hoeneß und Rummenigge einen öffentlichen Rüffel eingehandelt. Jetzt wirkte Hoeneß wieder aufgeräumt und gut gelaunt.

Auch die Beständigkeit von Dauerrivale Borussia Dortmund stört ihn derzeit nicht. „Warum sollte mich das ärgern? Ich freue mich sehr darüber“, behauptete er: „Ich habe den Eindruck, dass unser Kader Druck von hinten braucht. Je mehr Druck sie bekommen, desto besser spielen sie.“

Dortmund, aber auch Bayer Leverkusen, helfe dem FC Bayern so sogar. „Letztes Jahr hat uns Dortmunds große Klasse zu Weltklasse getrieben. Das kann dem FC Bayern nur gut tun“, meinte Hoeneß.

Mario Götze vor Comeback

Mario Götze steht in der zweiten Runde des DFB-Pokals am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Hannover 96 möglicherweise vor einem Comeback. Guardiola stellte einen Kurzeinsatz des 21-Jährigen, der über drei Wochen wegen einer Kapselverletzung ausgefallen war, in Aussicht. Er wolle sich am Mittwoch beim gemeinsamen Frühstück mit der Mannschaft entscheiden, „ob Mario in den Kader kommt“ oder „vielleicht im nächsten Spiel für ein paar Minuten spielt“.

Götze hat erst am Wochenende das Mannschaftstraining wieder aufgenommen. „Er braucht noch Zeit und muss sich noch weiterentwickeln“, sagte Guardiola deshalb auch. Neben Götze ist Pierre-Emile Höjbjerg (Außenband) nach Verletzungspause wieder zurückgekehrt. Beide waren am Dienstag im Training voll belastbar.

Nach dem jüngsten 4:0 auf Schalke sieht Guardiola sein Team für die zweite Partie gegen Hannover innerhalb von elf Tagen (2:0 in der Liga) gerüstet. „Wir sind bereit für dieses Finale. In Deutschland ist in diesem Wettbewerb im Gegensatz zu Spanien jedes Spiel ein Finale“, sagte der Spanier.

Guardiola will Berlin-Gefühl erleben

Der FC Bayern sei in den letzten beiden Jahren zweimal im Pokalfinale gewesen, „da wollen wir wieder hin. Ich will dieses Gefühl erleben“. Im Vergleich zur Liga und zur Champions League sei der DFB-Pokal zwar „ein bisschen weniger wichtig“, führte Guardiola aus, trotzdem erwartet er „den gleichen Hunger“ wie in den Spielen gegen Schalke, ZSKA Moskau oder den FC Chelsea.

Ein besonderes Lob hatte er indes am Dienstag für seinen Torhüter Manuel Neuer übrig. Dieser sei schon jetzt „einer der besten der Geschichte und der Welt“. Auch seinen Kapitän Philipp Lahm würdigte er zum wiederholten Male, auch für dessen neue Rolle im Mittelfeld. Lahm spiele jedes Mal „unglaublich auf dieser Position“. Der Verteidiger sei sogar eine Alternative auf der Sechs, „wenn alle fit sind“.