Ein Kommentar von Achim Leoni

Maren Brinker, Margareta Kozuch, Heike Beier, Christiane Fürst, Corina Ssuschke-Voigt, Kathleen Weiß, Lenka Dürr. Selbst Sportinteressierten sind diese Namen nicht unbedingt geläufig. Wie denn auch? Man bekommt von den besten Volleyballerinnen Deutschlands ja kaum einmal etwas zu sehen, wenn nicht gerade eine Europameisterschaft im eigenen Land über die Bühne geht. Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um zu verstehen, warum sie alle in der kommenden Saison für ausländische Vereine aufschlagen.

Am Wochenende haben sie es selbst in der Hand, sich auch in der Heimat einen Namen zu machen und als erste gesamtdeutsche Mannschaft den Titel zu gewinnen. Offenbar hat es Bundestrainer Giovanni Guidetti verstanden, seine über halb Europa verstreuten Spielerinnen zu einer Einheit zu verschmelzen, die auch für individuell stärkere Gegner nur schwer aufzubrechen ist.

Mit flammenden Appellen allein lässt sich ein solcher Effekt heutzutage nicht mehr erreichen. Guidetti hat sich das Vertrauen seiner Mannschaft über Jahre erarbeitet, weil er auch selbst bereit war zu lernen. Unabhängig vom Ausgang der EM gebührt ihm das Verdienst, seinen Traditionssport in die Moderne geführt zu haben. Praktisch in Echtzeit analysiert Guidetti Spielzüge und Statistiken auf einem Tablet-Computer und passt die Taktik laufend an. Zumindest in dieser Hinsicht ist der Volleyball sogar dem Fußball weit voraus.