Der Spanier besiegte Novak Djokovic im Finale und brach anschließend in Tränen aus. Nach langer Knieverletzung wird er bald wieder die Nummer eins der Welt sein.

New York. Als sich die spanische Königin Sofia und mehr als 23.000 hingerissene Tennisfans von ihren Sitzen erhoben, rollte sich Rafael Nadal bäuchlings auf den Betonboden, versteckte sein Gesicht zwischen den Armen und heulte drauflos. Für einen kurzen Augenblick wurde der neue US-Open-Champion von einem Weinkrampf geschüttelt. „Das war vermutlich das emotionalste Jahr für mich“, sagte Nadal wenig später über seine unbeschreibliche Comeback-Saison.

Kaum zu glauben, dass dieser Ausnahmeathlet im vergangenen Jahr fast sieben Monate kein Tennis spielen durfte und die Reise nach New York gar nicht erst angetreten hatte. Kaum zu glauben, dass dieser Rafael Nadal im Juni in der ersten Runde von Wimbledon gegen die Nummer 135 der Welt ausgeschieden war.

Im Endspiel der Offenen Amerikanischen Tennis-Meisterschaften setzte der 27 Jahre alte Spanier ein dickes Ausrufezeichen hinter seine Saison der Superlative. In 3:21 Stunden rang er in einem hochklassigen Match den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic mit 6:2, 3:6, 6:4, 6:1 nieder und feierte im 37. Duell den 22. Sieg.

Vor den Augen von reichlich Prominenz wie Jessica Alba, Sean Connery, Leonardo di Caprio, Kevin Spacey, Justin Timberlake oder David Beckham lieferten sich die besten Spieler der Gegenwart eine packende Auseinandersetzung, die intensiver war als es das Ergebnis vermuten lässt. „Er hat mir alles abverlangt. Jeder Punkt war umkämpft, Novak hat zwischendurch großartig gespielt“, sagte Nadal.

Mit seinem 13. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier schloss er zu Pete Sampras (14) auf und wird Roger Federer (17) immer gefährlicher. Seit seinem Comeback im Februar hat Nadal 13 Turniere gespielt, zwölfmal stand er im Finale, zehnmal holte er den Titel. 60 Partien hat er 2013 bestritten und nur drei verloren. Auf Hartplatz ist er jetzt seit 22 Spielen ungeschlagen.

Aber die Bedeutung dieses Augenblicks am Montagabend im Flushing Meadows Corona Park lässt sich mit Statistiken und Superlativen nur unzureichend ermessen. Die Zweifel hatten ihn noch lange begleitet seit seinem ersten Turnierstart 2013 im chilenischen Viña del Mar. Auf Fragen nach seinem lädierten Knie reagierte er gereizt, stets wurde das empfindliche Gelenk von einem weißen Tapeverband gestützt.

Was dann aber folgte, darf man – ohne Übertreibung – als märchenhaftes Comeback bezeichnen. In Paris feierte Nadal im Juni seinen achten French-Open-Titel. Nach dem desillusionierenden Wimbledon-Aus waren sie dann plötzlich wieder da, die Zweifel und die Fragen nach dem Knie. Es wurde spekuliert, der Linkshänder aus Mallorca würde vielleicht auf die anstrengende Hartplatz-Saison in Nordamerika oder sogar auf die US Open verzichten.

Das Ergebnis ist bekannt: Nadal gewann in Montréal und Cincinnati. Und er triumphierte zum zweiten Mal nach 2010 bei den US Open. „Lasst mich jetzt erst mal den Moment genießen“, sagte er auf der Pressekonferenz. Die schwarze Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen und doch sah man immer wieder, wie sein Blick zur silbernen Siegertrophäe wanderte, die vor ihm auf dem Holztisch stand.

Noch hat Djokovic die Spitzenposition in der Branchenwertung verteidigt. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis Nadal den 26 Jahre alten Serben ablöst und sich erstmals seit Juni 2011 wieder Nummer eins im Herren-Tennis nennen darf.

Natürlich wurde Nadal auch gebeten, sich selber in der Historie der Größten seiner Sportart einzuordnen. „Was ich erreicht habe, ist viel mehr, als ich mir jemals erträumt habe. Dieser Titel bedeutet mir sehr viel“, sagte er. „13 Grand Slams ist eine tolle Zahl. Ich werde weiter hart arbeiten und hoffen, dass ich noch mehr Chancen bekommen werde, Turniere wie dieses zu gewinnen“, sagte Nadal. „Das Wichtigste wird sein, gesund zu bleiben.“