Timmendorfer Strand schreibt wieder Beach-Geschichte: Laura Ludwig ist zum fünften Mal nationale Titelträgerin – Rekord eingestellt. Der FC St. Pauli ist deutscher Meister. „Böckeratzka“ sei Dank.

Timmendorfer Strand. Die neue Beach-Queen steckte frech ihre Zunge raus und tanzte im strömenden Ostsee-Regen ausgelassen mit den 6000 Fans. Zum fünften Mal schon durfte sich Laura Ludwig in Timmendorfer Strand als Meisterin feiern lassen und stellte damit den Rekord ein. Und am Finaltag setzten Markus Böckermann und Mischa Urbatzka noch einen drauf: Dank „Böckeratzka“ durften die vielen Anhänger die deutsche Meisterschaft für den FC St. Pauli bejubeln. Das für den Hamburger Kultclub startende Duo Böckermann/Urbatzka gewann am Sonnabend in Timmendorfer Strand ein spannendes Herren-Endspiel gegen Alexander Walkenhorst (Kiel) und Lars Flüggen (Berlin) mit 2:1 (15:21, 21:19, 15:11).

Für den 27 Jahre alten Böckermann und seinen drei Jahre älteren Partner Urbatzka ist es der erste Sieg bei den nationalen Titelkämpfen und der größte gemeinsame Erfolg zugleich. Bei der WM in diesem Jahr in Polen hatten beide Rang neun belegt. „Es fühlt sich gut an“, kommentierte Urbatzka den Triumph inmitten einer Sektdusche.

Damit glichen die St. Pauli-Boys das interne Hamburger Titelrennen des Timmendorf-Wochenendes aus, nachdem das für den HSV startende Frauen-Team Laura Ludwig und Kira Walkenhorst mit seinem Erfolg vorgelegt hatte. „Die letzten zehn Minuten haben wir noch mal Gas gegeben“, nannte Student Böckermann einen entscheidenden Punkt. Nach einem 0:1-Satzrückstand steigerten sich die Meister entscheidend.

Mit ihrem Finalsieg verhinderten „Böckeratzka“, wie sich die Hamburger selbst in einem TV-Trailer genannt haben, auch das totale Glück der Familie Walkenhorst. Denn nach Kira war auch Bruder Alex ganz nah dran am Titel. Das erst seit Juni zusammenspielende Duo Flüggen/Walkenhorst steuerte auch ohne eigenen Trainer und ohne Sponsoren mit dem gewonnenen ersten Satz schon Richtung Überraschung. Doch vor allem Urbatzka fand den Weg zur Wende.

Zwölf Monate nach der ersten Kontaktaufnahme hatten sich die erfahrene Ludwig und das große Talent Walkenhorst bei den Kult-Meisterschaften selbst als nationale Nummer eins gekrönt und im Finale die Titelverteidigerinnen Katrin Holtwick und Ilka Semmler (Berlin) souverän mit 2:0 gestürzt. „Unglaublich, im ersten Jahr gleich die Goldmedaille“, jubelte auch Prinzessin Walkenhorst.

Als nach neun gemeinsamen Jahren Sara Goller im Vorjahr ihre Karriere beendet hatte und die zweimalige Europameisterin Ludwig eine neue Partnerin suchte, sah Walkenhorst ihre Chance. „Ich habe mir ein Herz gefasst und Laura per SMS gefragt“, berichtete sie nach ihrem Premieren-Titel.

Ludwig stellte mit dem fünften nationalen Triumph die Bestmarke von Danja Müsch ein, die ebenfalls fünfmal auf dem höchsten Treppchen gestanden hatte. Auch bei den Männern hat niemand mehr als fünfmal in Timmendorf gewonnen, auch Olympiasieger Jonas Reckermann nicht. „Wir haben uns als neues Team zusammengestellt. Dass wir gleich ganz oben stehen, ist etwas Besonderes“, bemerkte die deutsche Miss Beachvolleyball, Laura Ludwig: „Wenn man den Saisonanfang nimmt und jetzt, sieht man, dass wir uns krass entwickelt haben.“

Das gilt trotz des verlorenen Endspiels auch für Kiras Bruder Alex. Vater Ulrich einst Bundesliga-Spieler in Moers, Mutter Betina ehemalige Regionalliga-Volleyballerin, Schwester Pia spielt in Chemnitz 2. Liga – alle beklatschten zusammen mit Oma und Opa live ihre beiden Beach-Kinder. „Wir durften früher erst ins Haus, nachdem wir im Garten acht Stunden mit dem Ball gespielt hatten“, beschrieb Alex Walkenhorst seine verrückte Volleyball-Familie. Die Fortsetzung soll in der nächsten Saison folgen.