Beim zweiten E.on Hanse AlsterCup treten wieder die weltbesten Ruderachter an. Bis zu 50 Staffeln fordern Freiwasser-Weltmeister Lurz heraus

Hamburg. Als Stefan Lurz am Montagvormittag aus den Katakomben der U-Bahn-Station Jungfernstieg trat und sein Blick auf die Binnenalster fiel, spiegelte sich in seinem Gesichtsausdruck eine Mischung aus Erstaunen und Entzücken wider. „Das ist ja eine fantastische Location“, schwärmte der Bundestrainer der Freiwasserschwimmer. Seine Begeisterung dürfte sich noch steigern, wenn am 15. September wieder Tausende Zuschauer das Alsterufer säumen und Spitzen- wie Breitensportler beim Durchqueren des Gewässers anfeuern. „Ich habe von meinem Bruder gehört, was hier im vergangenen Jahr los war. Für uns ist eine solche Veranstaltung eine fantastische Möglichkeit, unseren Sport zu präsentieren.“

Stefan Lurz’ Bruder heißt Thomas und ist mit zwölf WM-Titeln der erfolgreichste Freiwasserschwimmer der Welt. In Barcelona wurde er im Juli erstmals Weltmeister über 25 Kilometer und mit der deutschen Mannschaft im Teamwettbewerb über fünf Kilometer. Beim zweiten E.on Hanse AlsterCup wird der 33 Jahre alte Würzburger in einem Einlagewettbewerb erneut über 3000 Meter gegen bis zu 50 Staffeln antreten, die sich die Strecke mit sechs Männern oder Frauen teilen können. 2012 siegte Thomas Lurz mit einem Lächeln und großem Vorsprung.

Die Alster als Stadion – das ist die Idee des AlsterCups, der, geht es nach den Vorstellungen von Sportsenator Michael Neumann (SPD), in die Reihe der Hamburger Top-Ten-Events aufsteigen könnte. Am Sonnabend, dem 14. September, rudern vier der weltbesten Achter entlang des Neuen Jungfernstiegs, erst allein gegen die Zeit, dann gegeneinander: Olympiasieger, Europa- und Weltmeister Deutschland, Weltcupsieger USA, Großbritannien und Polen. Premiere feiern danach die Einer. Der Magdeburger Marcel Hacker, 36, der Niederländer Roel Braas, 26, und Alexander Alexandrow, 23, aus Aserbaidschan werden sich auf der Binnenalster duellieren, was Hacker „eine großartige Herausforderung“ findet.

Im Deutschland-Achter, der nächste Woche seinen WM-Titel in Chungju (Südkorea) verteidigen will, sitzt weiter der Hamburger Eric Johannesen; zwar nicht mehr als Schlagmann, aber auf Position drei im Mittelschiff. Auf den zweiten Auftritt in seiner Heimatstadt freut sich der 25-Jährige schon jetzt: „Es hat vor einem Jahr riesigen Spaß gemacht, vor dieser einmaligen Kulisse zu rudern. Und 270 Meter sind auch mal etwas ganz anderes als die traditionellen 2000 Meter bei internationalen Regatten.“ Wobei es nicht einfach sei, räumt Johannesen ein, einen Achter auf dieser kurzen Distanz auf Geschwindigkeit zu bringen.

Das Rahmenprogramm stellt am Sonnabend von morgens bis abends die Ruder-Bundesliga. Am fünften und letzten Renntag der Serie werden die deutschen Meister ermittelt. Mehrere Hamburger Boote sind dabei. Kostspielige Kollisionen mit den Alsterdampfern sollen diesmal vermieden werden. Am Sonntag, der den Schwimmern vorbehalten bleibt, locken Wettbewerbe über 1500 Meter, für Profis und geübte Amateure, und 1000 Meter für Jedermänner, dazu die Staffeln. Die ersten Anmeldungen liegen dem Hamburger Schwimmverband vor. 500 Jedermänner sind das ambitionierte Ziel, für das kräftig geworben wird. Es wäre eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.

Nach dem gelungenen Auftakt im Olympiajahr 2012 steht für den AlsterCup in diesem September die erste Bewährungsprobe an. Wird die Veranstaltung weiter von den Hamburgern angenommen, 2012 sahen laut Polizeiangaben 50.000 Menschen zu, soll sie Eingang in den Kalender der Stadt finden. „Momentan sind wir in der Testphase, und ich glaube fest an den Erfolg dieser Veranstaltung, denn sie passt perfekt zu Hamburg“, sagt Senator Neumann. „Wir werden aber auf Dauer kein Event unterstützen, für das es keinen erkennbaren Markt gibt.“ Bislang trägt die Stadt ohnehin kein Risiko. Den auf rund 100.000 Euro gestiegenen Etat garantiert der Energieversorger E.on Hanse.

Die Bemühungen, den AlsterCup sportlich aufzuwerten und damit fit für die Zukunft zu machen, sind erkennbar. Die Achterrennen sollen als Doppel-Event in Hamburg und am Tag danach in Rendsburg zusätzlichen Reiz gewinnen: kurz auf der Alster mit bis zu 400 Metern, lang auf dem Nord-Ostsee-Kanal mit 12,7 Kilometern. „Sonnabend das schnellste, Sonntag das härteste Rennen der Saison“, lautet das Motto des sportlichen Leiters Wolfgang Berndt. Die Freistilschwimmer planen in Hamburg die Ausrichtung eines Weltcups. Nach erfolgreicher Durchführung des Europacups am vergangenen Wochenende in Allermöhe dürfte der Zuschlag nur an der Finanzierung hängen. Ein kleinerer sechsstelliger Betrag wäre erforderlich. „Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen“, sagt Bundestrainer Stefan Lurz, „die Alster wäre der ideale Austragungsort.“ Davon ist er seit Montag überzeugt.