Der BVB hat sich gegen Aufsteiger Braunschweig über lange Strecken schwer getan, konnte letztlich aber doch die drei Punkte einfahren. Der andere Aufsteiger aus Berlin kassiert in Nürnberg den Ausgleich kurz vor Schluss.

Dortmund/Nürnberg. Die Joker Jonas Hofmann und Marco Reus haben Borussia Dortmund vor einer ernüchternden Heimpremiere bewahrt. Mit einem 2:1 (0:0)-Arbeitssieg durch Treffer des 21-jährigen Hofmann in der 75. Minute und Nationalspieler Reus (86./Foulelfmeter) gegen den aufopfernd kämpfenden Aufsteiger Eintracht Braunschweig hat der deutsche Vizemeister die Tabellenführung der Fußball-Bundesliga erobert. Der Anschlusstreffer von Kevin Kratz (89.) kam zu spät. Der BVB feierte zwar im zweiten Spiel den zweiten Sieg, erfüllte aber die hohen Erwartungen nach dem spektakulären Auftakt in Augsburg (4:0) nicht.

Dabei hatte Trainer Jürgen Klopp vor 80.200 Zuschauern überraschend sämtliche drei insgesamt 50 Millionen Euro teuren Neuzugänge aufs Feld geschickt. Henrikh Mkhitaryan, der zuvor vier Wochen wegen eines Teilrisses der Syndesmose pausieren musste, rückte für Reus in die Startformation, für Neven Subotic der Grieche Sokratis in die Vierer-Abwehrkette. Im Aufgebot fehlte Nationalspieler Ilkay Gündogan (Stauchung der Wirbelsäule). Die Niedersachsen mussten weiter auf ihren Torjäger Domi Kumbela und auch Deniz Dogan verzichten.

Die geballte BVB-Offensive sah sich von Beginn an einer dichte Abwehrkette der Eintracht gegenüber. Dennoch besaßen die Gäste nach nur 90 Sekunden die erste Chance des Spiels durch Dennis Kruppke. Doch im Anschluss sahen die 7000 Fans aus Braunschweig Einbahnstraßen-Fußball auf das Tor ihrer Mannschaft.

Mkhitaryan deutete seine Qualitäten bereits in der Anfangsphase an, fand dank seiner exzellenten Technik auch auf engstem Raum stets Lösungen, seine Schussversuchen fanden jedoch noch nicht ihr Ziel. Braunschweig kompensierte spielerischen Defizite mit seiner taktischen Disziplin und unbändigem Engagement, große Torchancen des BVB blieben somit in der ersten Halbzeit Mangelware, was aber auch am teilweise unpräzisen Passspiel lag.

Beinahe wäre der Schuss für die Borussen nach hinten losgegangen, als Norman Theuerkauf das BVB-Gehäuse bei einem der wenigen Entlastungsangriffe der Eintracht nur knapp verfehlte (33.).

Es lief nicht rund beim Champions-League-Finalisten, der sich in den ersten 45 Minuten keine hochkarätige Möglichkeit erspielen konnte und lediglich bei Standardsituationen für Gefahr sorgte. Erst nach dem Wechsel erhöhte sich der Druck. Sven Bender, Nuri Sahin und Robert Lewandowski hatten Pech mit ihren Distanzschüssen.

In der Schlussphase stand Braunschweigs Torhüter Davari verstärkt im Mittelpunkt, als sich die Borussen Chancen in Serie erspielten – aber zunächst ungenutzt ließen, bis Hofamnn mit einem Flaschuss aus spitzem Winkel traf. Der 21-Jährige holte auch den Elfmeter raus.

Beim BVB vermochten besonders Mats Hummels und Hofmann zu gefallen. Die Braunschweiger hatten in Torhüter Davari und Marcel Correira ihre besten Kräfte.

Hertha-Ärger über Last-Minute-Ausgleich

Hertha-Coach Jos Luhukay versuchte erst gar nicht, nach dem verschenkten Sieg in Nürnberg seine Enttäuschung zu verstecken. Der perfekte Saisonstart des Überraschungs-Aufsteigers war ganz nah, am Ende bewertete der Niederländer das 2:2 (0:1) beim 1. FC Nürnberg am zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga sogar als gefühlte Niederlage. „Wir haben heute zwei Punkte liegenlassen. Es ist bitter, wenn man auswärts so überlegen ist und gewinnt dann nicht“, analysierte Luhukay. Mit einem perfekten Freistoß in der 89. Minute rettete der Japaner Hiroshi Kiyotake den Franken vor 37 068 Zuschauern wenigstens einen Punkt.

Auf dem Gang in die Kabine musste Luhukay einige seiner Profis trösten. Nach dem fulminanten Saisonstart mit dem 6:1 gegen Eintracht Frankfurt bewies die Hertha am Sonntag auch auswärts ihre Erstliga-Tauglichkeit, aber der Last-Minute-Ausgleich wurmte alle. „Wir haben 2:1 geführt und noch den Ausgleich kassiert. Das ist total ärgerlich, nur einen Punkt mitzunehmen“, meinte Herthas Alexander Baumjohann. Nach dem 0:1 durch Nürnbergs Neuzugang Josip Drmic (40.) drehten die Berliner in der zweiten Hälfte richtig auf. Sami Allagui (61.) mit seinem dritten Saisontreffer und der eingewechselte Ronny (78.) mit einem umstrittenen Foulelfmeter sorgten für die verdiente Gäste-Führung – und dann kam Kiyotake.

„Wir waren in der zweiten Halbzeit hochüberlegen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mithalten kann“, kommentierte Luhukay, nachdem er sich etwas gefasst hatte. Immerhin blieb seine Mannschaft ligaübergreifend auch im zwölften Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage. Selbst die Personalprobleme konnte die Hertha kompensieren. Durch die Verletzung der Außenverteidiger Marcel Ndjeng (Knochenmarksödem im großen Zeh) und Johannes von den Bergh (Muskelfaserriss) musste Luhukay die Viererkette fast komplett umbauen – Fabian Holland und Peter Pekarik rutschten dafür ins Team. Der US-Amerikaner John Brooks bekam nach seinem Länderspieldebüt eine schöpferische Pause, für ihn begann Christoph Janker.

Die Defensive stand über weite Strecken gut, bis zur Halbzeit war eher von der offensiven Effektivität wenig zu sehen, mit der die Hertha am ersten Spieltag die Liga berauscht hatte. Erst nach der Pause erhöhten die Berliner Risiko und Tempo. Die Nürnberger wurden für ihre Passivität zurecht bestraft. Allagui, gegen Frankfurt schon Doppeltorschütze, zog ab und sein Schuss wurde vom unglücklichen Berkay Dabanli entscheidend abgefälscht – 1:1 (61.). Die Berliner wollten mehr. Baumjohann vergab einen Hochkaräter allein vor Schäfer (63.), ehe er in der 77. Minute von Javier Pinola vermeintlich elfmeterreif gefoult wurde. Der Brasilianer Ronny, erst in der 66. Minute eingewechselt, verwandelte sicher. Kiyotake sicherte dem Club schließlich doch noch das zweite Remis im zweiten Spiel.

„Die Mannschaft hat Moral gezeigt. Wir haben zwei Punkte und sind in der Liga angekommen“, resümierte Nürnbergs Trainer Michael Wiesinger sichtlich erleichtert. Am 3. Spieltag müssen die Franken im Derby beim FC Bayern ran, die Hertha empfängt den kriselnden Hamburger SV und hat Lust auf mehr. Kapitän Fabian Lustenberger: „Wir haben vier Punkte, sind noch ungeschlagen und haben bewiesen, dass wir enorm stark sind.“