Moskau. Natürlich hat Usain Bolt in den vergangenen Tagen richtig geschuftet. Nicht nur auf der Bahn und im Kraftraum. Der Supersprinter aus Jamaika paukt Russisch und beherrscht Sätze wie „Mein Name ist Usain“ oder „Meine Lieblingsfarbe ist Gold“ sowie die provokante Aufforderung „Können Sie mal meine Medaillen halten?“

Er kann sich solche Sprüche leisten, und die Fans – nicht nur in Russland – lieben ihn dafür. Bolt weiß, wie man sich beliebt macht. Aber wer soll ihn bei der Leistungsschau der Leichtathleten in Moskau schlagen? Sein US-Herausforderer Tyson Gay hat sich als Dopingbetrüger selbst disqualifiziert. Landsmann und Titelverteidiger Yohan Blake fehlt verletzt. Nur Justin Gatlin (USA), dem überführten Doper und Olympiasieger von 2004, wird zugetraut, Bolt im Finale (Sonntag 19.50 Uhr MESZ/ZDF und Eurosport) ein bisschen ärgern zu können. Immerhin bezeichnete der große Bolt ihn als „lästig“.

Trotz der krassen Dopingfälle in der Sprintszene freut sich Weltverbandspräsident Lamine Diack auf den Showdown am Sonntagabend. Es liege kein Schatten über der WM, sagte er, und das Finale über 100 m der Männer werde ein „absolutes Highlight“.

Bolt plant nicht weniger als sein viertes Gold-Tripel nach Olympia 2008 und 2012 sowie der WM 2009 in Berlin auf den beiden Sprintstrecken und mit der 4x100-Meter-Staffel.

Überraschenderweise zeigte sich der große Entertainer des Sports beim Medientag seines Teams auf einem Nebenplatz des Luschniki-Stadions still und wortkarg. Kein Wort zum 100-Meter-Finale und erst recht keines zum großen, die WM überlagernden Thema Doping. „Er möchte sich komplett auf die Rennen hier konzentrieren“, sagte sein Manager Ricky Simms. Die Schmach von 2011, als Bolt wegen eines Fehlstarts disqualifiziert worden war, wolle er vergessen machen.

Bolt weiß, dass auch seine Rekorde misstrauisch gesehen werden. Der jamaikanischen Zeitung „The Gleaner“ verriet er: „Ich fühle mich gut. Auch mein Arzt sagte mir, dass ich in einer großartigen Form bin. Ich versuche einen Weltrekord zu brechen.“ Am liebsten den über 200 Meter.