Er ist ein Ausnahmesportler. Fünfmal gewann Peter-Michael Kolbe den Weltmeistertitel im Einer. Doch im wichtigsten Rennen seiner Karriere war einer schneller als der Hamburger.

Hamburg/Frankfurt/Main. Fünfmal triumphierte Peter-Michael Kolbe bei Weltmeisterschaften, und doch hing ihm immer der Ruf des „ewigen Zweiten“ an. Bei drei Olympischen Spielen musste sich der Ausnahme-Ruderer, der an diesem Freitag mit Familienangehörigen, Freunden und alten Weggefährten seinen 60. Geburtstag feiert, jeweils mit Silber bescheiden.

„Verfolgt hat mich das nicht, aber ich habe natürlich oft darüber nachgedacht. Ich kann es nicht mehr ändern. Ich wollte das Gold, habe es aber nicht geschafft. Dennoch erfüllt es mich mit Stolz, was ich in meiner Laufbahn erreicht habe“, sagte Kolbe der Nachrichtenagentur dpa.

1976 in Montreal und 1984 in Los Angeles verlor er im Einer-Finale gegen den Finnen Pertti Karppinen, 1988 in Seoul hatte der Hallenser Thomas Lange die Nase vorn. „Ich habe versucht, was ich konnte, und muss mit dem, was ich habe, zufrieden sein“, sagte er damals. Als Trauma hat er das verpasste Olympia-Gold nie empfunden. „Das wäre absolut übertrieben. Der Boykott der Spiele 1980 in Moskau, in jenem Jahr, wo ich wohl meine stärkste Saison überhaupt hatte, der tut allerdings noch immer ein bisschen weh“, sagte er vor einigen Jahren.

Dennoch gilt Kolbe, der nach seinem ersten WM-Titel 1975 zum „Sportler des Jahres“ gewählt wurde, als einer der besten Skuller der Geschichte. „Sein Name ist auch heute immer noch ein Begriff. Sowohl im als auch außerhalb des Ruderns. Er hat sich immer Gedanken um die Entwicklung des Sports gemacht“, würdigte Siegfried Kaidel, Präsident des Deutschen Ruderverbandes (DRV), den Jubilar.

Nach seiner Karriere, die Kolbe 1989 beendete, war der gebürtige Hamburger von 1990 bis 1994 DRV-Sportdirektor. Auch wenn er sich bei der Zusammenführung der beiden deutschen Verbände nicht nur Freunde machte, fällt seine Bilanz positiv aus: „Es war eine sehr interessante Zeit. Man war mit Umbrüchen konfrontiert, die alle bis dahin bekannten Dimensionen sprengten. Im Rückblick würde ich sicher auch einiges anders machen, aber es ist nicht schlecht gelaufen. Viele Leute sind heute noch im Verband.“

Dort ist der Rat Kolbes, der mit seiner Lebensgefährtin in Lübeck wohnt, noch immer gefragt. „Wir haben immer Kontakt gehalten und diskutieren heute noch über das Rudern. Es sind immer konstruktive und fruchtbare Gespräche mit ihm. Auch wenn sich nicht alle seine Ideen umsetzen lassen“, berichtete Kaidel von den regelmäßigen telefonischen Kontakten mit Kolbe.

Kolbe, der zum Spaß zweimal wöchentlich ins Boot steigt, ist dem Rudern bis heute verbunden geblieben und würde sein Wissen gerne noch viel öfter weitergeben. „Als ich knapp 20 war, habe ich mich viel mit älteren Leuten ausgetauscht und dann meine eigene Sache daraus gemacht“, erzählte Kolbe. „Heute ist das nicht mehr so. Die 20-Jährigen kennen mich gar nicht.“ Bei seiner Geburtstagsparty, zu der er passend zum Jubiläum 60 Gäste eingeladen hat, muss er das nicht befürchten.