Ein Kommentar von Carsten Harms

Auch am Ende zeigte sich der seit Jahren an der Nase herumgeführte Veranstalter der Vattenfall Cyclassics noch einmal von seiner netten Seite. Anstatt Erik Zabel nach neuen Beweisen sowie seinem umfangreichen Doping- und Lügen-Geständnis in hohem Bogen als Sportlichen Leiter des beliebten Hamburger Jedermann- und Profi-Radrennens hinauszuwerfen, überließen es die Führungskräfte der Hamburger Firma Upsolut dem überführten Sportbetrüger selbst, seinen Rücktritt anzubieten. Selbstverständlich nahm Upsolut dieses Angebot an.

Die Tatsache, dass Zabels Position vorerst unbesetzt bleibt, ist bezeichnend. Ganz offensichtlich war Zabels Rolle nicht so bedeutend, dass knapp vier Wochen vor der nächsten Auflage der Cyclassics ein Nachfolger seinen Job übernehmen müsste. Klar ist heute, dass Zabel nicht mehr als ein „Frühstücksdirektor“ war. Der Veranstalter meinte offenbar, ein umjubelter deutscher Radsportheld würde die Rennen schmücken und womöglich das Interesse an der Veranstaltung über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus steigern können. Zabel galt bei manchen ja sogar als geläuteter Sünder, nachdem er mit seinem tränenreichen Geständnis, „nur einmal“ gedopt zu haben, für Aufsehen gesorgt hatte.

Als Kenner der Szene hätten es die Upsolut-Chefs nicht nur ahnen müssen, dass dies so nicht gewesen sein kann. Es war eine gefährliche Heldenverehrung, die hier über einige Jahre betrieben wurde. Die bittere Erfahrung sollte eine Lehre sein, künftig lieber auf zweifelhafte Aushängeschilder zu verzichten.