Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Zuallererst: Jeder Mensch hat bis zum Nachweis des Gegenteils als unschuldig zu gelten. Das gilt in besonderem Maße für jene Radsportler, die dem über Jahrzehnte mit üblen Machenschaften befüllten Dopingsumpf zu entkommen trachten. Und es gilt natürlich auch für jene Wunderläufer, deren Lügengebilde gerade in sich zusammenstürzt. Näheres lesen Sie auf Seite 6.

Zurück zum Radsport. Mit Engelsgeduld hat Christopher Froome, der überragende Dominator der Jubiläums-Tour in Frankreich, in den vergangenen Tagen alle Fragen zum Thema „Verbotene Hilfsmittel“ beantwortet. Er hat immer wieder versucht, eine Begründung für seine schwer nachvollziehbaren Leistungen an den Gipfeln zu vermitteln. Am Montag hat Froome nun doch die Nerven verloren. Zornig verließ er eine Pressekonferenz, weil er es leid war, sich immer wieder zur dunklen Seite seines Sports äußern zu müssen.

Ohne positiven Testbefund, ohne belastbare Zeugenaussagen ist der Mann im Gelben Trikot höchstens verdächtig. Mehr nicht. Trotzdem muss sich auch und gerade Christopher Froome kritischen Fragen stellen. Die begleitenden Medien erfüllen nur ihre Aufgabe. Blinder Jubel, wie er in vielen Ländern immer noch üblich ist, hilft dem Radsport nicht.

Froome hat sich dem System Profiradsport – und damit dessen Vergangenheit – unterworfen. Es liegt an ihm und seinem Team, mit größtmöglicher Transparenz alle Zweifel auszuräumen. Dann wird jeder gern sagen: Chapeau! Hut ab.