Orange. Seine Konkurrenz hat Christopher Froome, 28, bei dieser 100. Tour de France schon fast besiegt. Die Skepsis aber bleibt. Das musste der mutmaßliche Sieger der 100. Frankreich-Rundfahrt am zweiten Ruhetag der dreiwöchigen Tour erfahren. Bei einer auf 15 Minuten angesetzten Pressekonferenz im Teamhotel seiner Mannschaft Sky in Orange am Tag nach seinem grandiosen Gipfelsturm auf den Mont Ventoux galten die Fragen fast ausschließlich dem Thema Doping.

Am Ende gab der sonst so zurückhaltende und gelassene Brite entnervt auf. „Hier sitze ich nach dem größten Sieg meiner Karriere und werde beschuldigt, ein Lügner und Betrüger zu sein“, sagte Froome vor rund 100 Journalisten und verließ den Raum. Auch Froomes Verfolger Alberto Contador reagierte im Saxo-Bank-Teamhotel in Avignon gereizt. Er vertraue Froomes Leistungen „absolut“, er sehe keinen Grund zu Zweifeln. Froome sei auf einem höheren Niveau, „weil er hart gearbeitet hat“. Contador verbat sich aber weitere Nachfragen: „Sonst gehe ich sofort auf mein Zimmer. Ich habe noch eine harte Woche vor mir.“

Tour-Dominator Froome hatte in Orange noch einmal betont: „Ich kann nur sagen, in mir drin weiß ich, ich habe lange und hart trainiert. Es war eine Schlacht, bis ich zu dieser Form gekommen bin.“ Sky-Teammanager Dave Brailsford, der Mann hinter den Erfolgen des britischen Radsports auf der Straße und der Bahn steht, schützte seinen Kapitän und Tourfavoriten. „Es ist 10 Uhr morgens“, sagte er. „Wir haben nicht Unrechtes getan. Sagt mir, was wir tun können, um euch zu überzeugen.“ Brailsford sagte, er sei bereit, der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada alle Daten zur Verfügung zu stellen.

Ein neuer Verbündeter von Sky und Froome ist der Journalist und langjährige Armstrong-Kritiker David Walsh. Der Ire, der jetzt mit dem Team zusammenarbeitet, sagte: „Je mehr ich von Froome sehe, desto faszinierter bin ich. Ich bin an der Schwelle, an dieses Rennen zu glauben.“