Noch dem Aus im Wimbledon-Achtelfinale gegen den derzeit besten Tennisspieler der Welt, Novak Djokovic, gibt sich der gebürtige Hamburger Tommy Haas trotzig und will noch lange nicht aufhören. Der 35-Jährige hat noch viel vor.

London. Tommy Haas wurde fast ein wenig melancholisch. „Ich würde sehr gerne noch mal wiederkommen“, sagte der 35-jährige am späten Montagabend nach seinem Scheitern in Wimbledon. Der „Manic Monday“, wie die Briten diesen vollgeladenen Tag mit allen Achtelfinal-Partien bei Damen und Herren nennen, war gerade mit einem würdigen Finish zu Ende gegangen. In der letzten Partie auf dem Centre Court hatte der gebürtige Hamburger trotz einer Klasse-Leistung gegen einen entfesselten Novak Djokovic verloren.

In den Turnier-Niederschriften wird künftig zwar nur die Ziffernfolge 1:6, 4:6, 6:7 (4:7) zu lesen sein. Doch der noch immer beste deutsche Tennisprofi verlangte der Nummer eins der Welt nach verschenktem ersten Satz eine Leistung ab, die den Serben endgültig zum Top-Favoriten auf den Wimbledon-Titel erhebt.

So wusste auch Haas in seiner letzten Frage- und Antwort-Runde der Wimbledon-Auflage 2013 nicht so recht, wie er das soeben Erlebte einschätzen sollte. Einerseits haderte der Wahl-Amerikaner mit vielen unnötigen Fehlern, andererseits hätten an diesem Abend gegen diesen Djokovic auch die ganz Großen der Branche Probleme bekommen.

Aber was heißt schon die ganz Großen? Auch wenn der ATP-Computer Haas nur auf Platz 13 ausspuckt, zählt Haas im aktuellen Tennis-Geschehen zu den herausragenden Erscheinungen. Kohlschreiber, Mayer, aber auch eben Federer und Nadal – alle längst ausgeschieden. Nur dieser unermüdliche Haas vertrat in der zweiten Wimbledon-Woche noch das Kürzel GER im Turniertableau.

35 ist er, hat eine zweieinhalbjährige Tochter und lebt mit seiner Familie in Los Angeles. Er hat in seiner Karriere bislang ein Preisgeld von rund 12 Millionen Dollar geerntet, fünf Operationen hinter sich, quälend lange Verletzungspausen – und doch spielt er einfach immer weiter. Weil es seine Passion ist, weil er seinen Sport liebt. Weil er an guten Tagen immer noch einer der sehr Guten ist.

„Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Woche. Ich denke, ich kann den Kopf trotzdem weit oben lassen“, bilanzierte Haas dann auch. In Halle war er vor seinem 14. Ausflug in den All England Lawn Tennis Club erst im Halbfinale am späteren Sieger Roger Federer gescheitert. Bei den French Open stand er erstmals im Viertelfinale.

So dürfen sich nach ein paar Tagen Pause („Ich weiß wirklich noch nicht, was ich jetzt mache.“) auch wieder die heimischen Fans auf den einzigen deutschen Spieler freuen, der sich gegenwärtig guten Gewissens als Star seiner Sportart bezeichnen lassen darf.

„Jetzt freue ich mich auf Hamburg und Stuttgart“, sagte Haas, bevor er sich mit einem „Gut, alles klar. Schönen Abend“ formvollendet verabschiedete. Da wird zwar auf Sand gespielt, aber den Haas des Jahres 2013 scheint mittlerweile auch der einstmals verhasste rote Belag nicht mehr schrecken zu können. „Ich versuche es zu genießen, so lange ich noch kann“, sagte er. Ganz am Ende konnte Haas dann sogar wieder scherzen. Auf die Frage, was er jetzt so mitnehme aus diesem Turnier, antwortete er: „Fünf Handtücher.“