Ottmar Walter, Fußball-Weltmeister von 1954, ist am Sonntag im Alter von 89 Jahren verstorben. Bereits am Sonnabend starb im Alter von 65 Jahren Heinz Flohe, einer der WM-Champions von 1974.

Köln/Kaiserslautern. Deutschland trauert um die Fußball-Weltmeister Ottmar Walter und Heinz Flohe: Am Sonntag verstarb nach langer Krankheit im Alter von 89 Jahren die Lauterer Legende Ottmar Walter, Bruder des Ehrenspielführers Fritz Walter und einer der Helden von Bern 1954. Bereits am Sonnabend war die 74er-WM-Titelträger und langjährige Mittelfeldstar des 1. FC Köln, Heinz Flohe, im Alter von 65 Jahren verstorben. Der 39-malige Nationalspieler lag seit dem 11. Mai 2010 im Wachkoma.

Der 54er-Weltmeister-Kapitän Fritz Walter war am 17. Juni 2002 im Alter von 81 Jahren gestorben, fast auf den Tag genau elf Jahre später folgte ihm sein Bruder, der mit 336 Toren in 321 Pflichtspielen für den 1. FC Kaiserslautern zu den erfolgreichsten deutschen Torjägern aller Zeiten gehörte. Nach dem Tod von Ottmar Walter leben von der Weltmeister-Mannschaft, die das Wunder von Bern im Wankdorf-Stadion vollbrachte, nur noch der 81 Jahre alte Lauterer Horst Eckel und der Kölner Hans Schäfer, der 85 Jahre alt ist.

Walter stand für „Bodenständigkeit und Bescheidenheit“

„Es ist eine traurige Nachricht für den gesamten deutschen Fußball. Ottmar Walter war einer der Spieler, die das Wunder von Bern möglich gemacht haben und damit für Generationen zum Vorbild wurden. In der Geschichte des DFB wird er wie sein Bruder Fritz auf immer einen festen Platz haben. Ottmar Walter wird uns allen nicht nur als herausragender Sportler in Erinnerung bleiben, sondern auch als wunderbarer Mensch, der sein Leben lang für Bodenständigkeit und Bescheidenheit stand“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und würdigte die Verdienste des Rekordtorschützen, der in 321 Pflichtspielen 336 Tore für die Roten Teufel vom Betzenberg erzielte.

Ottmar Walter war über viele Jahre eine der prägenden Spielerpersönlichkeiten des 1. FC Kaiserslautern, mit dem er 1951 und 1953 deutscher Meister geworden war, und der deutschen Nationalmannschaft. Für die DFB-Auswahl bestritt er zwischen 1950 und 1956 21 Länderspiele (zehn Tore). An der Seite seines Bruders Fritz gehörte er der legendären Mannschaft an, die 1954 in Bern im Endspiel 3:2 gegen Ungarn gewann. Zum ersten deutschen WM-Triumph trug Ottmar Walter in fünf Spielen vier Tore bei.

„Für uns ist das ein sehr trauriger Tag“

Große Betroffenheit herrschte beim 1. FC Kaiserslautern, dem Ottmar Walter bis auf die kriegsbedingten Standortwechsel zum Cuxhavener SV und Holstein Kiel stets die Treue gehalten hat. „Für uns ist das ein sehr trauriger Tag. Ottmar Walter gehörte zu einer Generation, die für eine Art von Werten stand, die heute noch wertvoller als früher sind“, sagte der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz.

Anlässlich seines 80. Geburtstags war das Eingangstor zur Nordtribüne im Fritz-Walter-Stadion, das nach seinem Bruder Fritz Walter, der am 17. Juni 2002 verstorben war, benannt ist, in Ottmar-Walter-Tor umbenannt. Zudem erhielt Ottmar Walter anlässlich dieses runden Geburtstages das Große Bundesverdienstkreuz.

„Flocke, Du warst ein ganz Großer“

Große Trauer herrschte auch beim 1. FC Köln, nachdem Flohe, der 39-malige Nationalspieler und Weltmeister von 1974, am Sonnabend in seiner Heimatstadt Euskirchen gestorben war. Der einstige FC-Mittelfeldstar und Doublegewinner von 1978 ist der erste der Weltmeister von 1974, der verstorben ist. „Flocke, alle, die den Fußball lieben, werden Dich nicht vergessen. Denn Du warst ein ganz Großer. Dein Poldi“, kondolierte die langjährige FC-Ikone Lukas Podolski vom FC Arsenal via Facebook.

Zum 65. Geburtstag von Flohe am 28. Januar hatten „Prinz Poldi“ und sein Arsenal-Teamkollege Per Mertesacker mit einem Gunners-Trikot mit der Nummer 65 und dem Namen Flohe gratuliert. DFB-Präsident Niersbach sprach ebenfalls sein Beileid aus: „Es ist eine Nachricht, die uns alle sehr traurig stimmt. Heinz Flohe war ein außergewöhnlicher Spieler, der unvergessen bleibt. Unser Beileid und Mitgefühl gehören der Familie, mit der wir bis zuletzt in Kontakt standen und gehofft haben.“

„Er war ein solch genialer Fußballer“

In ganz Köln war die Betroffenheit groß. „Wir verlieren mit Heinz Flohe einen brillanten Fußballer und eine FC-Ikone“, sagte FC-Vizepräsident Toni Schumacher, „er war ein solch genialer Fußballer, dass wir immer darüber gescherzt haben, dass selbst dann nicht vom Ball zu trennen gewesen wäre, wenn man Flocke mit zwei anderen Spielern in eine Telefonzelle eingeschlossen hätte.“

Für die Kölner Mannschaft der 70er und 80er Jahre sei Flohe eine Integrationsfigur und Vorbild gewesen, so Schumacher, „sportlich sowie menschlich. Nicht zuletzt deshalb haben wir im vergangenen Jahr entschieden, die neu gegründete FC-Fußballschule nach ihm zu benennen, um seinen Namen in Ehren zu halten“. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle meinte: „Es ist ein trauriger Tag für den 1. FC Köln. Heinz Flohe ist einer der Größten, den dieser Club hatte.“

Flohe lag seit 2010 im Wachkoma

Der 11. Mai 2010 war es, der das Leben der Familie Flohe so radikal veränderte. Mittags besuchte Flohe eine Feier zur Einweihung des Box-Gyms von Weltmeister Felix Sturm. Bei einem anschließenden Spaziergang in der Kölner Südstadt brach er mit schweren Herzrhythmusstörungen zusammen. Um Schädigungen des Gehirns zu minimieren, versetzten ihn die Ärzte nach der Reanimierung in einen Kälteschlaf. Doch Flohe blieb im Koma.