Das 2:1 gegen Russland war zwar ein schwacher Trost, aber immerhin ein positives Zeichen zum Ende eines enttäuschenden Turniers. Zwei Spieler sind immerhin in den Blickpunkt gerückt.

Netanya/Tel Aviv. Mit bandagiertem Knie und völlig ausgepumpt kam Lewis Holtby aus der Kabine im Stadion von Netanya. Nach der ganzen Kritik am EM-Aus, der brutalen Hitze in Israel und einem letzten anstrengenden Spiel wollte der Kapitän der U21-Nationalmannschaft nur eins: „Ich möchte einfach nur noch nach Hause zu meiner Mutter, meinem Bruder, einfach runterkommen. Das war ein stressiges Jahr für mich“, sagte der 22-Jährige. Der 2:1 (1:1)-Erfolg im letzten und unbedeutenden Gruppenspiel gegen Russland sei für die Ehre ganz wichtig gewesen. „Wir wollten dieses Kapitel mit einem Sieg wenigstens positiv beenden“, meinte Holtby nach seinem letzten Junioren-Länderspiel.

Nach einem gemeinsamen Essen und einer Dankesrede von Trainer Rainer Adrion endete die zweieinhalbjährige Ära dieser Mannschaft, die sich für die Europameisterschaft so viel vorgenommen hatte. Doch am Ende fehlte ihr aus vielen Gründen doch die Qualität, um in die Fußstapfen der „Goldenen Generation“ von 2009 zu treten. Für den Großteil der Mannschaft endet die Karriere im U-Bereich. „Man weiß nie, ob es vielleicht das letzte Länderspiel für einen war“, meinte Verteidiger und Vize-Kapitän Tony Jantschke, der sein 49. und letztes Junioren-Länderspiel absolvierte. „Das ist heute ein trauriger Tag für mich“, sagte der Profi von Borussia Mönchengladbach.

Der knappe Erfolg gegen die Russen war immerhin ein versöhnlicher Abschied. Nach dem 0:1-Rückstand durch Alan Dsagojew (22.) sicherten Patrick Herrmann (34.) und Sebastian Rudy (69./Foulelfmeter) den einzigen Sieg bei der EM. „Das war noch mal ganz wichtig mit einer guten Leistung und einem engagierten Auftreten dieses Turnier abzuschließen“, befand Adrion, der seine Gedanken schon auf den Aufbau der neuen U 21 richtete.

„Die Frage gehört auf den Prüfstand“

Der DFB-Coach musste zuletzt sehr viel Kritik einstecken, hat aber die Rückendeckung vom Verband und wird nach vier Jahren nun zum dritten Mal eine U 21 aufbauen. Dies bestätigte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach noch einmal ausdrücklich. „Die neue Mannschaft hat noch in diesem Jahr sechs Qualifikationsspiele für die EM 2015 – mit dem Trainer Rainer Adrion. Da werden wir im November wissen, ob der neue Jahrgang die Qualifikation für die Endrunde schafft“, meinte Niersbach. Die Gruppengegner in der ersten Runde sind Rumänien, Irland, Montenegro und die Färöer Inseln.

Adrion hat das Vertrauen der DFB-Spitze gut getan. „Es ist richtig, dass man so etwas auch öffentlich sagt und ich denke, dass es auch so gemeint ist. Unabhängig davon werden wir über alles sprechen auch mit dem Präsidenten“, sagte der Coach. Die Diskussion darüber, ob die Besten des Jahrgangs auch in der neuen U 21 spielen oder nach oben zur A-Mannschaft abgegeben werden sollen, wird weitergeführt. „Die Frage gehört auf den Prüfstand“, sagte Niersbach. Es sei aber auch immer eine Entscheidung der sportlichen Führung. „Da werde ich nie eingreifen“, betonte der Präsident.

„Den geben wir nicht mehr ab“

Die Plätze im A-Team sind ohnehin vergeben, für viele junge Spieler wird es schwer nachzurücken. Doch auch im neuen Jahrgang werden sich Jungprofis, die schon in Israel dabei waren, empfehlen können. In Stürmer Kevin Volland und dem Freiburger Matthias Ginter haben sich zwei Akteure bei der EM in den Vordergrund gespielt. „Ginter ist sicher einer der Gewinner“, befand Adrion.

Und auch Volland sei mit seiner Art als beweglicher Mittelstürmer gefragt und sicher noch steigerungsfähig. Für die neue U 21 kann er einer der Köpfe des Teams werden. Da wurde Adrion dann auch mal mutig und flachste nach den ganzen anstrengenden Diskussionen der letzten Tage: „Den geben wir nicht mehr ab“, sagte der Coach schmunzelnd.