Ein Kommentar von Carsten Harms

Wenn eine traditionsreiche Veranstaltung, ganz gleich ob im Sport, in der Kultur oder im sonstigen Stadtleben, abgesetzt wird, löst dies reflexartig Wehmut aus. Das Leichtathletik-Sportfest im Hammer Park fällt einem dabei ebenso ein wie die einst so beliebten, regelmäßigen Inlineskate-Abende in der Innenstadt. Jetzt hat es die Alsterstaffel getroffen, tragischerweise unmittelbar vor ihrer 100. Austragung. Es ist leicht, die Verantwortlichen, die diese Entscheidung getroffen haben, an den Pranger zu stellen und ihnen vorzuwerfen, keinen Respekt vor der Geschichte zu haben. Wer einmal zu einer Siegermannschaft der Alsterstaffel gehörte, und sei es auch nur - wie der Autor dieser Zeilen - bei den M30-Senioren, empfindet besonderen Seelenschmerz, dass es "seine" Veranstaltung nicht mehr gibt.

Genauer betrachtet aber hat es schon seit Jahren wehgetan mitzuerleben, wie das Interesse an der Alsterstaffel immer mehr nachließ. Wenn selbst verschiedenste Ideen, umgesetzt von unterschiedlichen Sportagenturen, nicht zu einer Trendwende führen, ist es am Ende konsequent, dieses Projekt zu beenden. Es mangelt gerade in Hamburg ja keinesfalls an Begeisterung für große Sportveranstaltungen mit Mitmach-Angeboten. Beim Marathon ist ausgerechnet die seit zwei Jahren angebotene und schnell ausgebuchte Staffel ein Erfolgsmodell, hat aber einen anderen Charakter als die eher für Kurz- und Langsprinter ausgelegte Alsterstaffel. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Tradition allein ist kein Grund, an Dingen festzuhalten, an denen es kaum noch Interesse gibt.