Die beiden Profis des FC Bayern München müssen schon am Sonnabend bei der brasilianischen Nationalmannschaft in Rio de Janeiro sein - und verzichten somit auf das DFB-Pokal-Finale gegen den VfB Stuttgart.

Berlin. Nach tagelangem „Psychoterror“ gegen Dante und Luiz Gustavo platzte Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag der Kragen. „Ich finde das unmenschlich, skrupellos, unfair und inakzeptabel“, schimpfte der Vorstandschef von Bayern München über den brasilianischen Fußball-Verband (CBF), der den beiden Spielern den Triple-Traum zerstört hatte. Wenn die Bayern im DFB-Pokal-Finale am Sonnabend in Berlin (20 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) mit dem VfB Stuttgart um den dritten Titel der Saison ringen, fehlen die Brasilianer - sie müssen in die Heimat, um sich auf den Confed-Cup vorzubereiten.

Die Sturheit ihres Nationaltrainers Luiz Felipe Scolari brach den beiden Kickern fast das Herz. Dante, berichtete Rummenigge, sei die ganze Saison über ein fröhlicher Mensch gewesen. Doch am Donnerstag saß er mit Tränen in den Augen an der Säbener Straße, neben ihm blickte Gustavo ebenfalls drein, als stünde der Weltuntergang bevor. Für ihren Traum von der Heim-WM 2014 hatten sie auf den Triple-Traum verzichtet - für Rummenigge ein Unding. Die Schuld sah er beim CBF, beim Weltverband Fifa - und beim DFB.

Der Deutsche Fußball-Bund habe mit der Terminierung des Finales auf den 1. Juni den „Ursprungsfehler“ begangen, klagte er. Dabei sei doch allen Beteiligten klar gewesen, dass just am Sonnabend, 16 Uhr, die Abstellungsfrist der Fifa für den Confed-Cup (15. bis 30. Juni), die Generalprobe für die WM in Brasilien, endet. Wenn die Bayern sich geweigert hätten, Dante und Gustavo freizugeben, sagte Rummenigge, hätte ihnen im Erfolgsfall sogar der Pokalsieg aberkannt werden können. „Auf die Auseinandersetzung hätte ich mich gefreut“, sagte Rummenigge. Das einzige Mal war ein Lächeln zu erahnen. Ansonsten war ihm seine Verärgerung deutlich anzusehen, obwohl er in ruhigem, sachlichen Ton sprach.

Über den DFB und die Fifa habe der FCB „eine einvernehmliche, freundschaftliche Lösung“ angestrebt - doch die Brasilianer stellten sich quer. „Wir haben ein höfliches Schreiben zurückgeschickt und unsere Position klargestellt“, sagte Carlos Alberto Parreira, Technischer Koordinator des fünfmaligen Weltmeisters, der bereits am Sonntag in Rio de Janeiro ein Testspiel gegen England bestreitet - mit Dante und Luiz Gustavo, die noch am Donnerstag über Frankfurt in die Heimat reisten.

Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger nannte dies „Wahnsinn“, Manuel Neuer sprach von einer „Bestrafung für die Spieler“. „Bayern München kann nichts dafür, wir werden genötigt zu diesem Schritt“, sagte Rummenigge. In einem Gespräch hatten die Spieler mit ihm, Trainer Jupp Heynckes und Sportvorstand Matthias Sammer nach einer Lösung gesucht - vergeblich. „Ich hatte den Eindruck, dass da eine Art Psychoterror ausgeübt wird, dass es das Ende ihrer Nationalmannschaftskarriere bedeuten würde, wenn sie nicht anreisen. Was das bei Brasilianern und ihrem Verhältnis zur Nationalmannschaft bedeutet, kann man sich vorstellen“, sagte Rummenigge.

Der Bayern-Boss ließ keinen Zweifel, was er von der Sache hält. Einen Traum zerstören! Wegen dieses Witz-Turniers! Und überhaupt: Die Fifa überfrachte den Spielkalender mit Länderspielen: „Alles pro Verbände, nichts für Klubs und Spieler.“ Immerhin: Javi Martinez, der in Spaniens Aufgebot für den Confed-Cup steht, darf in Berlin ran. Die Vorbereitung der Iberer, die auch am Sonnabend die Saison beenden, beginnt erst in der kommenden Woche. Martinez soll helfen, die dritte Trophäe zu holen, auch für Dante und Luiz Gustavo. „Wir gehen mit dem großem Willen nach Berlin, das Triple zu gewinnen“, sagte Rummenigge: „Wir werden auch für die zwei alles in die Waagschale werfen.“