Der 30-jährige Franzose spielt die Saison seines Lebens. Nach dem Triple soll die Wahl zum Weltfußballer folgen. Folgt dann ein Rentenvertrag?

München. Die Szene hat schon Tradition und könnte sich am Sonntag wiederholen. Es war 2010, Bayern München präsentierte sich auf dem Marienplatz nach einem damals allerdings verlorenen Champions-League-Finale, und Franck Ribéry sprach ins Mikrofon: „Isch 'abe gemacht fünf Jahre mehr.“ Der Franzose versetzte mit der Verkündung seiner Vertragsverlängerung die Fans unter dem Rathausbalkon beinahe in Ekstase. Diesmal will Ribéry als Triple-Gewinner ausrufen, dass er mindestens bis 2017 beim FC Bayern bleibt, wahrscheinlich sogar seine Karriere hier irgendwann beenden wird.

„Warum nicht Sonntag“, sagte der 30-Jährige am Mittwoch: „Ich bin bereit dafür.“ Aber natürlich müssten noch die Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gefragt werden, ob sie damit einverstanden sind, fügte Ribéry hinzu. Einigkeit besteht dem Vernehmen nach bereits, lediglich die Unterschrift fehlt wohl noch. „Die Türe für Franck ist auf. Er muss nur durchgehen. Ich kann mir eine Verlängerung sehr gut vorstellen“, hatte Rummenigge zuletzt gesagt.

Ribéry ist jetzt schon sechs Jahre beim FC Bayern, er kam damals für 25 Millionen Euro von Olympique Marseille. Der Klub ist dem Superstar ans Herz gewachsen – und umgekehrt. Er sei, sagt Sportvorstand Matthias Sammer, wie Arjen Robben ein Individualist, „ein Freigeist, der nach Liebe schreit“. Und diese Zuneigung bekommt Ribéry in München.

Für ihn ist der Champions-League-Sieger längst ein Stück Heimat geworden, weil der ihn auch in schwierigen Zeiten nicht fallen ließ. Etwa als Ribéry 2010 in Frankreich als einer der Rädelsführer des WM-Skandals und wegen einer privaten Affäre mit Kritik überhäuft wurde. Er sei „sehr glücklich. Ich wurde noch nirgendwo so sehr geliebt“, sagte Ribéry – über den FC Bayern.

Besonders blüht der sensible Dribbler auf, seit Jupp Heynckes Trainer ist. Heynckes lässt ihm den Freiraum, den er braucht, und gibt ihm Vertrauen. Das Gefühl hatte Ribéry unter Vorgänger Louis van Gaal nie. Ribéry gesteht, dass er Heynckes vermissen wird. „Er ist ein super Mensch, ein Mann mit Herz“, sagt Ribéry über den 68-Jährigen, der am Samstag (20.00 Uhr/ARD und Sky) im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart das letzte Mal auf der Bayern-Bank Platz nehmen wird. „Ich bin traurig, wenn er geht.“

Unter Heynckes hat Ribéry seine Sehnsucht nach dem großen internationalen Titel gestillt. Er spielt im Moment wohl so gut wie noch nie zuvor in seiner Karriere und ist einer der ernsthaften Kandidaten für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres. „Ich war immer auf Top-Niveau“, sagt er selbst über seine Saison.

Auch wenn sein Auftritt in Wembley gegen Borussia Dortmund zwar stark, aber trotz der Beteiligung an beiden Toren nicht herausragend war: Wenn der Ballon d'Or vergeben wird, werde er da sein, sagt Ribéry. Davon ist auch Bastian Schweinsteiger überzeugt. „Franck ist absolute weltklasse“, sagt er.

Offensiv hatte Ribéry ja immer schon viel drauf, doch dem Defensivspiel stellte er sich in der Vergangenheit eher missmutig, divenhafte Szenen sind überliefert. Aber der kleine Franzose hat erkannt, dass auch eine Grätsche am eigenen Strafraum wertvoll für die Mannschaft ist. Ribéry und Robben hätten „jetzt gemerkt, dass sie viel mehr Respekt bekommen. Nur für sich zu spielen, hat ihnen nicht die Anerkennung gebracht“, stellt Sammer fest.

Damit diese Saison nun mit dem Triple gekrönt wird, fehlt der Sieg gegen Stuttgart. „Wir müssen gewinnen, wenn wir dort verlieren, fehlt etwas“, sagt Ribéry. Und in Berlin, wo er 2008 seinen ersten Titel mit dem FC Bayern holte, wird sich dann vielleicht auch eine Szene wiederholen. Die nämlich, wie Ribéry mit dem Pokal davonrennt und sich diebisch freut. Ribéry ist ja nicht nur ein genialer Kicker, sondern auch ein Lausbub…