Dortmund trägt nur für einen Moment Trauer. Fans honorieren nach der Niederlage den tollen Fußball und den Vorstoß der Borussia bis ins Champions-League-Finale. Bayernfans jubeln auf Berliner Fanmeile.

Dortmund/Berlin. Die Dortmunder Fußballfans zeigten Größe in der Niederlage. Die 50 000 Anhänger der Borussia ließen nach der Finalniederlage gegen den FC Bayern München am Samstagabend die Köpfe nicht hängen. Sekunden nach dem Schlusspfiff brandete Applaus beim Public Viewing auf. Dann stimmten die Fans ihre Gesänge an und hielten die Schals hoch – „Olé, olé, nur der BVB“.

„Wir sind trotzdem stolz. Wer hätte gedacht, dass wir soweit kommen“, sagte BVB-Fan Christian Giedas. „Dass Robben das 1:2 geschossen hat, war blöd. Aber das ist Fußball. Es waren die besten deutschen Vereine, und dieses Mal waren die Bayern vorn.“ Thomas Skok war fasziniert von der Leidenschaft der Borussia. Seine Schweizer Freundin Jaqueline Urech brachte es auf den Punkt: „Der BVB ist Sieger der Herzen.“

Rund 30 000 Fans hatte es trotz Terrorwarnung zum Public Viewing in die Innenstadt gezogen. Tausende wichen in und vor die Kneipen aus. Dazu feuerten 18 000 Fans in den Westfalenhallen ihre 536 Kilometer entfernt im Wembley-Stadion spielende Mannschaft an. Unter ihnen auch BVB-Aufsichtsratsmitglied und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, ausgerüstet mit Fanschal und gelb-schwarzer Melone.

Mehr als 10 000 Fans hatten die Innenstadt schon seit den Mittagstunden in Beschlag genommen. Beim größten Public Viewing auf dem Friedensplatz vor dem Rathaus sicherten sich die ersten 5000 Anhänger einen Platz. Alles verlief nach Angaben der Polizei friedlich. Ordner hatten das Glasverbot für das Epizentrum der Feiern durchgesetzt.

Die Polizei gab sich beim Abpfiff insgesamt zufrieden mit den Dortmunder Fans. „Es gab keine besonderen Vorkommnisse“, hieß es. An diesem Sonntag wird die Mannschaft zurück in Dortmund erwartet. Nach der Landung auf dem Flughafen soll der Tross zum Ausklang ins Stadion ziehen. Ob es eine öffentliche Feier gibt, war noch nicht klar.

Bayernfans jubeln auf Berliner Fanmeile

Nach dem Sieg des FC Bayern über Borussia Dortmund im Londoner Champions-League-Finale haben die Bayern-Anhänger auch auf der Berliner Fanmeile gejubelt. Mit dem Schlusspfiff rissen sie die Arme in die Höhe, tanzten, sangen und schwenkten ihre rotweißen Fahnen – wie schon wenige Minuten zuvor beim Entscheidungstreffer zum 2:1 von Arjen Robben in der 89. Spielminute. Die Fans der Dortmunder verließen dagegen zügig die Meile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule.

Mit Spannung hatten mehrere tausend Fans das Spiel trotz Regens verfolgt – allerdings weit weniger als die erwarteten mehr als 30 000 Fußballanhänger. Dauerregen und kühle Temperaturen schreckten die Massen ab. „Touristen und Familien sind ganz weggeblieben“, teilten die Veranstalter am Abend mit, machten aber zunächst keine Angaben zu Teilnehmerzahlen. Auch das Bühnenprogramm wurde teilweise abgesagt.

Vor dem Finale hatte zudem das Bundeskriminalamt nach Berichten mehrerer Medien vor einem möglichen Terror-Anschlag in Deutschland gewarnt. Nach Aussage von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gab es aber keine konkreten Erkenntnisse über Anschlagspläne von Islamisten auf Fußball-Fanmeilen.

Zünftig in Lederhose war etwa Uwe Felps (26) aus Ingolstadt vor das Brandenburger Tor gekommen – und feierte am Ende ausgelassen den Sieg seiner Bayern: „Es ist einfach ein Traum. Das dritte Mal muss es klappen“, sagte er mit Blick auf die vergangenen Jahre, bei denen die Bayern im Finale zweimal unterlagen. „Wir haben die Chancen nicht genutzt – aber so ist Sport“, sagte dagegen BVB-Fan Frank Leygraf (41) aus Xanten, der seinen Urlaub extra wegen der Fanmeile in der Hauptstadt um einen Tag verlängert hatte.

Die Polizei meldete bis zum späten Abend keine nennenswerten Vorfälle. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte zuvor betont, die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei in der Hauptstadt lägen auf einem hohen Niveau. Es gebe bei der Polizei in der Hauptstadt nicht zuletzt dank der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland viel Erfahrung mit Großeinsätzen dieser Art.