Die Zugänge vor dieser Saison wurden schnell zu festen Größen. Und anders als bei der Finalpleite vor einem Jahr gegen den FC Chelsea flößt jetzt auch die Münchner Bank viel Respekt ein.

München. Reicht das Niveau von Dante für den FC Bayern? Wo soll denn Mario Mandzukic spielen, wenn man doch Mario Gomez hat? Und ist dieser Javi Martínez 40 Millionen wert? Es wurde viel gerätselt, gezweifelt und gefachsimpelt, als die Münchner vor dieser rekordmeisterlichen Saison auf dem Transfermarkt einkauften. Im Champions-League-Finale am Sonnabend in London gegen Borussia Dortmund gilt das Trio Dante, Mantínez, Mandzukic als wichtiger Erfolgsfaktor.

Dass die teilweise richtig teuren Neuzugänge derart einschlagen würden, hatte vermutlich keiner erwartet. „Wir machen gezielte und gute Transfers, wir haben eine Spielphilosophie“, lobte Kapitän Philipp Lahm erst unlängst die Strategie beim Fußball-Rekordmeister.

Als Spieler von Weltruhm konnte man die Neuen, zu denen sich auch noch Top-Joker Xherdan Shaqiri, Claudio Pizarro, Ersatztorwart Tom Starke und ein paar Jünglinge gesellten, allesamt nicht bezeichnen. Klug und vor allem gezielt wurden aber Schwachstellen ausgemerzt, die auch bei der Final-Pleite 2012 gegen Chelsea schonungslos aufgedeckt wurden. Qualität wurde geholt, die Kaderbasis verbreitert.

„Die Neuverpflichtungen haben uns ganz klar verstärkt“, betonte Thomas Müller. Der WM-Torschützenkönig stellte auch das heraus, was durch die neuen Kollegen und eine modifizierte Denkweise aller vor allem verbessert wurde: Der Einfluss auf die Abwehrarbeit: „Vielleicht ist bei uns Offensivspielern was im Kopf passiert.“ Zur Freude von Trainer Jupp Heynckes. „Das Umkehrspiel zur Defensive ist sehr gut geworden. Das hat Priorität im modernen Fußball“, predigt der 68-Jährige immerzu. Da muss sich jeder im Team fügen – und tut das in dieser Saison auch. Anscheinend sogar gerne.

Der ehemalige Wolfsburger Mandzukic, dem Heynckes schon bescheinigte, ihm durch die Rotation wohlmöglich die Torjägerkrone geklaut zu haben, besticht durch Defensiv-Einsatz in vorderster Front. Dante hat sich als Abwehrchef und Führungsspieler schnell etabliert – und Martínez? Der Bundesliga-Rekordeinkauf glänzt durch Zweikampfstärke, taktisches Geschick und als Balldieb.

„Mit so einem Mann gewinnt man Schlachten“

„Er wird immer besser, immer stabiler. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer über den Spanier, den nicht jeder auf dem Zettel hatte. „Als der verpflichtet wurde, kannte den doch niemand. Franz Beckenbauer hat gedacht, das wäre ’ne Kaffeesorte“, scherzte Heynckes einmal. Der „Kaiser“ weiß mittlerweile längst um die Bedeutung von Martínez. „Mit so einem Mann gewinnt man Schlachten“, würdigte Beckenbauer den Rekordeinkauf, der nach einer vollbelasteten Vorsaison behutsam integriert und aufgebaut wurde.

Martínez ist kein Spieler fürs Fernsehen, für spektakuläre Aktionen in Superzeitlupe – sondern er wirkt mehr am Bildrand des TV, gut sichtbar für den Stadionbesucher. Effizient, einsatzfreudig, zuverlässig. Bei den drei Saisonniederlagen standen der 24-Jährige und Bastian Schweinsteiger nicht zusammen in der Startelf.

Mandzukic ist nicht der klassische Goalgetter à la Gomez. Der Kroate ist trotz seiner 20 Pflichtspieltore eher ein Abwehrstürmer. „Mir ist wichtiger, dass ich mit der Mannschaft etwas gewinne“, sagte der für 13 Millionen Euro aus Wolfsburg geholte Mandzukic. Und Nickligkeiten wie beim Ligaduell machen dem physisch so starken Angreifer überhaupt nichts aus. Im Gegenteil. „Fußball ist ein Männersport. Da geht man richtig zur Sache. Ich mag das“, erklärte der 27-Jährige.

„Wir wollen den Pott nach München bringen“

Bereits zum zweiten Mal in Wembley läuft Dante in dieser Saison auf. „Es ist ein Stadion, dass ich immer im Hinterkopf haben werde. Es war geil, dort mit Brasilien zu spielen“, sagte der Lockenkopf trotz Niederlage beim Länderspieldebüt im Februar gegen England (1:2). Und mit der Partie am Samstag gegen die Dortmunder hat diese Partie schon einmal gar nichts zu tun. „Wir wollen den schönen Pott nach München bringen.“

Petersen, van Buyten, Olic, Pranjic, Rafinha, Usami lauteten im Mai 2012 beim Final-Drama gegen den FC Chelsea die Namen der wenig furchteinflößenden Feldspieler auf der Bank. Jetzt könnte der FC Bayern wohl auch jeden weiteren Ausfall neben den verletzten Nationalspielern Holger Badstuber und Toni Kroos auffangen. Und dass Pizarro einmal eine besondere Rolle zukommen würde, hat Heynckes schon oft angedeutet. Vielleicht als stechender „Joker“ im Finale?