Das mit rund 250 Scheich-Millionen aufgepeppelte Team hat Frankreichs Fußball-Thron erobert. Nun droht jedoch der Verlust des Erfolgscoaches.

Paris. Die lang ersehnte Meisterparty begann für Superstar Zlatan Ibrahimovic auf der Toilette. Während seine Teamkollegen von Paris St. Germain im Überschwang der Gefühle längst in der Kabine sangen, tanzten und tranken, musste der nicht gerade begeisterte schwedische Torjäger zur Dopingprobe. „Das Team hat gefeiert – und ich hing da alleine für 20 Minuten fest. Ich habe mich neun Monate auf diese Party vorbereitet. Und dann das. Das ist verrückt“, sagte Ibrahimovic.

Doch danach hatte der 31-Jährige noch genug Zeit die erste französische Fußballmeisterschaft für Paris seit 1994 zu feiern. Denn nach dem 1:0 beim ehemaligen Serienmeister Olympique Lyon kannte die Freude bei dem mit geschätzten 250 Millionen Euro aus dem Scheichtum Katar aufgepeppelten Hauptstadtclub keine Grenzen. Zumindest fast.

Während die PSG-Spieler um Ibrahimovic und David Beckham in einem exklusiven Club der französischen Hauptstadt die Nacht zum Tag machten und die Fans den ehrwürdigen Prachtboulevard Champs-Elysées in eine rot-blaue Partymeile verwandelten, trübte die weiterhin ungewisse Zukunft des von Real Madrid umworbenen Trainers Carlos Ancelotti die Partynacht.

„Ich hoffe, dass er bleibt. Er hat mir eine eine Menge geholfen und mir den Rückhalt gegeben, den ich brauchte“, sagte Ibrahimovic, dessen Wechsel vor der Saison neben den Scheichmillionen auch an der Person Ancelotti hing.

Sollte sich der immer noch zögernde Italiener verabschieden, könnten auch einige Leistungsträger ihre Zukunft überdenken. Die Frage ist, ob Ibrahimovic oder der überragende Thiago Silva auch ohne Ancelotti bleiben wollen. Der spanische Meister FC Barcelona soll Interesse an dem brasilianischen Abwehrspieler haben.

„Wir warten alle sehr gespannt darauf, was passieren wird“, sagte auch Abwehrspieler Alex, der unter Ancelotti bereits beim FC Chelsea spielte. Der umworbene Coach selbst („Wir haben für die Gespräche noch Zeit“) will erst nach der Saison seine Entscheidung bekannt geben, sein Vertrag läuft noch bis 2014. Die Nervosität im Klub ist aber deutlich spürbar.

„Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Er hat noch nicht mit mir gesprochen. Wir versuchen aber, ihn zu halten“, sagte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi, der gleichzeitig auch Chef der Investorengruppe Qatar Sports Investment (QSI) ist. QSI hatte den Klub 2011 übernommen und den Champions-League-Sieg bis 2016 als Ziel ausgegeben.

Vielleicht können die Katarer den Erfolgscoach ja mit einer weiteren millionenschweren Geldspritze überzeugen. Namen wie Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Wayne Rooney (Manchester United) oder Edinson Cavani (SSC Neapel) machen in der französischen Hauptstadt schon länger die Runde.

Zumal der dritte Meistertitel der Vereinsgeschichte bei aller Euphorie (Al-Khelaifi: „Der Beginn einer Ära“) nur das Minimalziel für PSG war. In der Champions League schieden die Pariser im Viertelfinale zwar nur knapp und ohne Niederlage gegen Barcelona aus, doch in den anderen Wettbewerben gelang ihnen nicht viel.

Sowohl im nationalen Pokal als auch im Ligapokal verlor der Klub bereits im Viertelfinale. Auch das 4-4-2-System von Ancelotti wurde öfter kritisiert, zudem gab es disziplinarische Probleme. Häufig machte die Mannschaft den Eindruck, nur in der Königsklasse richtig motiviert zu sein – doch die individuelle Qualität entschied zugunsten des Meisters.

„Wir können es noch besser machen“, sagte Ibrahimovic: „Wenn wir in dieser Art und Weise die Meisterschaft gewinnen können, gehört die Zukunft uns. Nur Gott weiß, wie weit wir gehen können.“