Sportsenator Michael Neumann erklärt, warum die Stadt keine neuen Tribünen finanzieren kann

Hamburg. Sportsenator Michael Neumann (SPD) informierte sich in Klein Flottbek am Sonnabend zwei Stunden über Springreiten, Dressur und die Perspektive des Derbys.

Hamburger Abendblatt:

Herr Senator, saßen Sie schon mal im Sattel?

Michael Neumann:

Ich noch nicht, meine neunjährige Tochter regelmäßig. Sie reitet jede Woche und verbringt ihre Ferien gern auf dem Reiterhof. Auch meine Frau ist früher leidenschaftlich geritten - übrigens auf dem Hof der Familie des heutigen Oppositionschefs Dietrich Wersich. Ihr Geld dafür verdiente sie als Aushilfe in Hagenbecks Tierpark. Dort ritt sie sogar ein Zebra zu. Beziehung zu Vierbeinern ist also vorhanden.

Ihr Eindruck von der Atmosphäre im Derbypark?

Neumann:

Besonders beeindruckt mich der bodenständige Charakter der Veranstaltung und der Besucher. Das Publikum ist hier sehr nah dran an Pferden und Reitern, die Stimmung klasse.

Umso bedauerlicher, dass die Tribünen marode sind.

Neumann:

Auch davon habe ich mir ein Bild gemacht. Fraglos muss in dem Bereich etwas passieren.

Ein Fall für den Sportsenator? Derbychef Volker Wulff regte einen Tribünenneubau an. Die Investition von elf Millionen Euro würde sich langfristig rechnen - auch für die Stadt.

Neumann:

Bekanntheitsgrad und Bedeutung des Derbys sind für Hamburg enorm. Das Gelände jedoch gehört nicht der Stadt. Und es handelt sich um eine private Veranstaltung. Jetzt ist eine saubere Bestandsaufnahme, ein gerechnetes solides Betriebskonzept nötig. Ich will keine zweite kleine Elbphilharmonie. Denn in Zeiten der Schuldenbremse sitzt der Euro nicht locker. Hamburg investiert beispielsweise jährlich vier Millionen Euro in Sportplatzsanierungen, da kann man nicht mal eben elf Millionen Steuergelder in ein privates Event investieren. Hamburg hat aber gute Erfahrungen mit privaten Investoren im Sport gemacht, am Millerntor oder im Volkspark. Klar aber ist: Das Derby gehört zu Hamburg.

Was bedeutet das konkret?

Neumann:

Nach der baulichen Bestandsaufnahme muss ein betriebswirtschaftliches Konzept erarbeitet werden. Wie sieht die Finanzierung genau aus, wer ist der Betreiber? Schon jetzt unterstützt die Stadt das Springderby, in den vergangenen fünf Jahren mit gut 1,4 Millionen Euro. Der Zuschuss wurde in diesem Jahr um 30 Prozent auf 100.000 Euro gesteigert.

Sollte ein Traditionsereignis wie das Spring- und Dressurderby nicht dennoch intensiver gefördert werden?

Neumann:

Für alle Traditionsveranstaltungen gilt: privat geht vor Staat. Jedes dieser Ereignisse muss sich immer wieder neu erfinden. Und es muss von Fall zu Fall überprüft werden, ob es am Markt bestehen kann. In Klein Flottbek wird nicht nur die Asche bewahrt, die Flamme wird immer wieder neu entfacht. Allerdings sollten die Verantwortlichen vor Ort klären, ob das Gelände nicht intensiver genutzt werden kann. Vier Tage im Jahr sind zu wenig für Millioneninvestitionen.