Der Verein will die Gehälter der Spielerinnen um 20 Prozent kürzen. Nun steht ein Umbruch bevor, weil die Profis dies nicht mittragen können.

Hamburg. Der Dienstag nach Pfingsten ist für die Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis Hamburg ein Pflichttermin. Cheftrainer Helmut von Soosten will dann den Auftakt in die Saison 2013/14 einläuten, für die die Spielerinnen in den rund sechs Wochen bis zur Sommerpause athletische Grundlagen legen sollen. Fraglich ist allerdings, wie viele Profis von Soosten, der derzeit in Kroatien urlaubt, wird begrüßen können. Der Verein steht vor einem Umbruch, der fast den gesamten Kader durcheinanderwürfeln wird.

Weil die Kupferhütte Aurubis ihr finanzielles Engagement als Hauptsponsor um rund 30 Prozent kürzt, muss der Club einen harten Sparkurs fahren. Sechs der zwölf Profis, die in der abgelaufenen Spielzeit mit Rang sieben das Saisonziel verpasst hatten und im Viertelfinale ausgeschieden waren, sollten gehalten werden. Allen jedoch war nahe gelegt worden, auf 20 Prozent ihres Gehalts zu verzichten, das bei durchschnittlichen Volleyballprofis netto monatlich im niedrigen vierstelligen Bereich liegt. Genau dieser Punkt ist es, der bei den Leistungsträgerinnen für Verdruss sorgt.

Eine von ihnen ist Mareike Hindriksen. Die Zuspielerin war eine der wenigen Spielerinnen, die über die gesamte Saison konstant ihre Leistung abriefen und sich zudem auch als Führungskraft einbrachten. Sie hatte bereits im einzigen Einzelgespräch, das es nach Saisonende gegeben hatte, erklärt, das Angebot in keinem Fall akzeptieren zu können. „Es hat dann leider keinerlei Entgegenkommen vom Verein gegeben. Ich bin nicht die Einzige, die gern hier geblieben wäre. Aber wir sind Profis und müssen sehen, dass wir in der Zeit, die unsere Karriere dauert, bestmöglich Geld verdienen“, sagt sie.

Der vom Trainer geäußerte Vorwurf, es gebe zu wenig Identifikation mit dem Verein, sei vielen Spielerinnen sauer aufgestoßen. „Es fehlt nicht an Identifikation. Uns fehlte vielmehr die Wertschätzung unserer Leistung. Ich denke, dass man nicht pauschal allen um 20 Prozent das Gehalt kürzen kann, sondern denjenigen, die ihre Leistung gebracht haben, entgegenkommen muss, wenn man sie halten will“, sagt sie. Durch den Abgang der enttäuschenden Topspielerin Vendula Merkova, die nach nur einem Jahr zum VfB Suhl zurückkehrt, seien beispielsweise Mittel frei, um flexibler auf die Einsparungen reagieren zu können. „Aber ich habe das Gefühl, dass es dem Verein ums Prinzip geht“, sagt Hindriksen.

Der 182 cm großen Stellerin liegt es fern, schmutzige Wäsche zu waschen, dafür hat sie sich in Hamburg zu wohl gefühlt. Sie will vielmehr um Verständnis für die Situation werben, in der sie und ihre Teamkolleginnen sich befinden. „Wir sind keine eiskalten Abzocker. Aber zu den Konditionen, die mir geboten wurden, spielt in der Bundesliga keine erste Zuspielerin“, sagt sie. Konsequenz: Hindriksen wechselt zurück zum VfB Suhl, von dem sie im Sommer 2011 nach Hamburg gekommen war, und wo der bisherige Aurubis-Co-Trainer Sebastian Leipold das Cheftraineramt übernimmt. „Suhl hat sich großartig um mich bemüht, außerdem konnte man mir dort aufzeigen, dass wir in der kommenden Saison eine starke Mannschaft haben werden“, sagt sie.

Dass das auch für Hamburg gilt, hofft Mareike Hindriksen. Sorgen macht sie sich dennoch. Neben Merkova und ihr verlässt auch Libera Julie Jasova, beste Spielerin der vergangenen Saison, den Club, die Tschechin zieht es ins Ausland. Die zweite Zuspielerin Femke Stoltenborg, Els Vandesteene, Julia Hero und Paulina Brys gehen ebenfalls. Besonders schmerzt der angekündigte Abschied von Eigengewächs Saskia Radzuweit, die ihre Karriere lieber beenden will, als weiter in Hamburg zu spielen. Mannschaftsführerin Imke Wedekind und ihre Mittelblock-Kollegin Ciara Michel überlegen noch. Unterschrieben haben für die neue Saison bislang nur Sarah Ammerman und Eva Michalski. Könnte ein ziemlich einsamer Trainingsauftakt werden.

Eine gute Nachricht gab es am Freitagnachmittag. Weil besser platzierte Bundesligateams auf ihren Start verzichten, darf Aurubis auch in der Saison 2013/14 im Challenge Cup antreten. Bei der Europapokalpremiere in der abgelaufenen Saison hatte das Team das Halbfinale erreicht.