Als erst zweiter Deutscher nach Willi Daume wagt sich Thomas Bach an eine Kandidatur für den Vorsitz des Internationalen Olympischen Komitees. Damit eröffnet der Sportfunktionär gleichzeitig den Wahlkampf.

Köln/Berlin. Thomas Bach bewirbt sich als zweiter Deutscher nach Willi Daume 1980 für das Präsidentenamt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Seine Kandidatur gab der 59 Jahre alte Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim am Donnerstag auf einer Pressekonferenz offiziell bekannt.

„Nach vielen Gesprächen mit Freunden aus dem nationalen und internationalen Sport habe ich mich dazu entschlossen, mich um das Amt des IOC-Präsidenten zu bewerben“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt/Main.

Tags zuvor hatte Bach den ausscheidenden IOC-Präsidenten Jacques Rogge und die restlichen IOC-Mitglieder bereits per Brief über seine Kandidatur für das höchste Amt im Weltsport informiert.

Am 10. September wird auf der 125. IOC-Session in Buenos Aires ein Nachfolger für den nach zwei Amtszeiten scheidenden Belgier Rogge (71) gewählt. Bach, der auch Vizepräsident des IOC ist, gilt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten. Bewerber um die Nachfolge müssen ihre Kandidatur bis zum 6. Juni beim IOC anmelden. Bach wäre der erste Kandidat, der offiziell seinen Hut in den Ring wirft.

DOSB muss Nachfolge regeln

Sollte Bach gewählt werden, muss sich der DOSB einen neuen Präsidenten suchen. „Im Moment stellt sich die Frage aber noch nicht“, sagte Christa Thiel, die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes. „Jetzt ist das Wichtigste, dass wir alle Thomas Bach unterstützen, danach gucken wir weiter. Es ist noch lange genug Zeit bis Dezember, dass sich die Kandidaten positionieren.“

Die 59 Jahre alte Rechtsanwältin aus Mainz, seit 2010 Vizepräsidentin Leistungssport im DOSB, hat intern allerdings bereits ihr Interesse an der Bach-Nachfolge signalisiert. Neben ihr sind für dieses Amt angeblich auch Skiverbands-Präsident Alfons Hörmann und Turner-Präsident Rainer Brechtken im Gespräch. Gewählt wird das DOSB-Präsidium im Dezember.

Merkel wünscht Bach Erfolg

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte unterdessen erfreut auf die Kandidatur Bachs. Merkel schätze Bach, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin. „Er setzt sich national und international seit langem mit viel Engagement erfolgreich für den Sport ein.“ Es sei erfreulich, dass sich Bach zu der Kandidatur entschieden habe.

„Die Bundeskanzlerin begrüßt seine Kandidatur sehr und wünscht ihm Erfolg“, sagte die Sprecherin weiter. Als Olympiasieger, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und IOC-Vize-Präsident verfüge Bach über große Erfahrung und Reputation auf allen Gebieten des nationalen und internationalen Sports.

Fifa-Präsident Joseph Blatter würdigte hob indes Bachs Mut im Wahlkampf um das höchste Amt im Weltsport hervor. Schließlich sei der Deutsche mit seinen Plänen als erster der Kandidaten an die Öffentlichkeit gegangen.

„Das ist taktisch ein guter Schritt. Man muss Courage haben, sich in einem Wahlkampf als Erster darzustellen. Das finde ich gut“, sagte der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa am Donnerstag. Bachs Bekenntnis habe ihn in keinster Weise überrascht.

Der Nachfolger Rogges wird als neunter Präsident in die IOC-Geschichte eingehen. Einen Favoriten wollte Blatter vier Monate vor dem finalen Votum noch nicht nennen.

Stetiger Aufstieg im IOC

Thomas Bach, der Fecht-Olympiasieger von Montreal 1976 (Florett Mannschaft), ist der dritte deutsche IOC-Vizepräsident nach dem 1996 verstorbenen Willi Daume (1972-76) und dem heute 99 Jahre alten Berthold Beitz (1984-88). Er ist Mitglied der ersten Generation der IOC-Athletenkommission und seit 1996 im Führungszirkel der Weltsport-Regierung vertreten.

Damals wurde er bei den Olympischen Sommerspielen in Atlanta in die 15-köpfige IOC-Exekutive gewählt. Vier Jahre später stieg er in Sydney zum Vizepräsidenten auf. Nach einer in den IOC-Statuten festgelegten Amtspause von zwei Jahren wurde Bach dann bei den Winterspielen 2006 in Turin erneut zum Vizepräsidenten gewählt und 2010 in Vancouver (erstmals ohne Gegenkandidat) im Amt bestätigt.

Bach leitet im IOC die Juristische Kommission und die Kommission Sport und Recht. Außerdem ist er Vorsitzender der Disziplinarkommission, die vor allem im Fall von Dopingaffären bei Olympia auf den Plan gerufen wird.