Der deutsche Nationalstürmer erzielt fünf Tore in 39 Minuten für Lazio Rom - und stellt so Juventus Turins Meistertitel in den Schatten.

Rom. In Miroslav Klose hat ausgerechnet einer der bescheidensten Fußballstars der Serie A dem frisch gekürten Meister Juventus Turin die Show gestohlen. Während der Rekordmeister seinen Titel am drittletzten Spieltag vorzeitig verteidigte, schoss sich „Super-Klose“ mit fünf Toren innerhalb von 39 Minuten gegen den FC Bologna in einen nie dagewesenen Torrausch. „Das war einer der schönsten Tage meiner Karriere“, sagte der deutsche Nationalstürmer.

„Ich widme ihn Lazio und meiner Familie“, fügte der 34-Jährige hinzu. Dann eilte der stets zurückhaltende Fußballer auch schon wieder raus aus dem Rampenlicht. „Ich danke meinen Mitspielern, die mir geholfen haben“, betonte Teamspieler Klose. Niemand hätte sich in Rom gewundert, wenn er sich auch noch bei Juve für die Störung der Meisterfeier entschuldigt hätte.

Schließlich gebührte am Sonntag eigentlich alle Aufmerksamkeit der „Großen Alten Dame“ des italienischen Fußballs und ihrem 29. „Scudetto“. Standesgemäß feierte die „Gazzetta dello Sport“ die „Vecchia Signora“ am Montag auch auf stolzen 15 Zeitungsseiten ab. Erst dann würdigte Italiens größte Sportzeitung „Rekord-Klose“ als „Mann des Tages“.

Nie zuvor habe er fünfmal in einem offiziellen Spiel getroffen. Drei Tore waren bislang die Bestmarke des Deutschen, der zuletzt vor seiner Knieverletzungspause am 15. Dezember getroffen hatte. Fünf Tore in einem Spiel – das waren halb so viele wie bislang in seiner gesamten Saison. Insgesamt kommt er nun auf 15 Serie A-Treffer.

Hätte Trainer Vladimir Petkovic ihn nicht schon in der 68. Minute unter dem Jubel der Fans im Olympiastadion vom Platz genommen, hätte Klose wahrscheinlich noch den Ligarekord von sechs Toren aus den Jahren 1933 und 1961 eingestellt. Während die „Gazzetta“ Klosissimo“-Schlagzeilen dichtete, saß Klose mit Familie und Trainer Petkovic in einem Restaurant in Rom beim Essen zusammen. Wilde Feiern sind schließlich nicht seine Sache.

Ausgelassen gefeiert wurde dagegen in Turin, wo Trainer Antonio Conte erst ein unfreiwilliges Bad im Eisbecken der Juve-Kabine nahm und dann bei der Fahrt im offenen Bus durch Turin ein freiwilliges in der Menge der jubelnden Tifosi. Mitreißen ließ sich der Erfolgscoach jedoch nicht. Er richtete den Blick gleich nach vorn: „Jetzt erwarte ich Verstärkungen für die Champions League“, sagte der Trainer, der angeblich selbst eine Gehaltserhöhung auf fünf Millionen Euro pro Jahr fordert. Sieben bis acht Neuzugänge, will Conte. Paris St. Germains Superstürmer Zlatan Ibrahimovic steht ebenso auf der Einkaufsliste wie der argentinische Angreifer Gonzalo Higuain, für den Juve Real Madrid 25 Millionen Euro geboten haben soll.

Juves Star-Torhüter Gianluigi Buffon vertraut voll und ganz auf Contes Strategie: „Conte weiß genau, was er tut“, sagte der Nationalkeeper, der nach dem entscheidenden 1:0-Sieg gegen US Palermo im weißschwarzen Fahnenmeer der Tifosi am ausgelassensten feierte. Für ihn, den genialen Regisseur Andrea Pirlo, Juves Top-Torjäger Arturo Vidal und die übrigen Stars gibt es 2014 nur ein Ziel: „Die Champions League!“, sagte Nationalverteidiger Andrea Barzagli.

In Italien herrscht Juve unangefochten: Vom ersten Spieltag an waren die Turiner Spitze. 18 Spiele hintereinander blieben sie unbesiegt. Auf der Zielgeraden fuhren sie acht Siege in Serie ein. So hängten sie alle Verfolger ab: Den AC Mailand, das bis hinter die Europa League-Ränge zurückgefallene Lazio und auch Vize-Meister SSC Neapel.