Zum zehnten Mal spielt der 35-jährige Tommy Haas beim ATP-Turnier in München. Zeit, hier endlich mal zu gewinnen, findet er. Einmal stand Haas in München im Finale. Im Jahre 2000.

München. Zum zehnten Mal ist er da. Für Tommy Haas ist das ATP-Turnier in München ein Heimspiel, seine Familie wohnt hier, und wenn der Hauptsponsor der Veranstaltung am Montag für ein Showdoppel mit zwei seiner DTM-Piloten eine Attraktion benötigt, dann ist klar, dass er mitspielen muss. „München“, versichert Haas, „das ist eines meiner Lieblingsturniere“, und deshalb ist es, verständlicherweise, „mein großer Wunsch, hier mal zu gewinnen.“ Dafür allerdings sollte sich Haas mal beeilen, wer weiß schon was im nächsten Jahr ist.

Haas weiß es ja selbst. „Viel Zeit habe ich nicht mehr.“ Er ist gerade 35 Jahre alt geworden, er denkt von Woche zu Woche und nicht daran, was im kommenden April sein wird. Und deshalb, verspricht er, wird er in diesem Jahr auch „voll angreifen“, denn wenn es ihm nicht um den Turniersieg ginge, „wäre ich ja gar nicht hier.“ Haas ist auf der Anlage des MTTC Iphitos an Nummer vier gesetzt, am Mittwoch oder am Donnerstag trifft er nach einem Freilos zum Auftakt auf Ernests Gulbis (Lettland) oder Jarkko Nieminen (Finnland).

Einmal stand Haas in München immerhin im Finale. Im Jahre 2000. Er war damals 22 Jahre alt und unterlag Franco Squillari, damals 24 Jahre alt, in zwei Sätzen. Squillari trat 2005 zurück – Haas ist so gut wie lange, wie seit Jahren nicht mehr. In Miami stand er neulich im Halbfinale, die Weltrangliste weist ihn als Nummer 14 und damit als besten Deutschen aus. Ehe er nach München kam, hat er in Zürich ein paar Tage mit Roger Federer trainiert. Das Beste aber für ihn ist: Am Montag traf Tochter Valentina in München ein.

Ob das gerade die beste Phase seiner Karriere ist, wollte Haas nicht bestätigen, „das vielleicht nicht.“ Aber: „Es ist sicherlich die schönste.“ Er spricht an diesem kühlen Montag in München knapp, aber überzeugend von seinem Stolz auf sich, von der Genugtuung, es wieder nach ziemlich weit oben geschafft zu haben – vor allem aber ist ihm anzuhören, wie viel ihm seine Tochter bedeutet. „Ich bin“, sagt er, „überglücklich, dass sie hier ist“, sie dabeizuhaben, das sei Motivation, erfülle ihn mit „Stolz und Genugtuung“.

Was so ein Jahr doch ausmacht. „Es kann sein, dass es das letzte Mal war“, sagte Haas vor zwölf Monaten in München, da war er gerade im Halbfinale ausgeschieden, er wusste nicht genau, wo er als nächstes würde spielen können und ob er es bei den French Open ins Hauptfeld schaffen würde. Nun pappt auf seinem Käppi ein neuer Sponsor, mit einem Ausrüster wird verhandelt und Haas kann sagen: „Ich bin froh, auch in Madrid und Rom dabeisein zu können, und ich muss mich bei den French Open auch nicht mehr durch die Qualifikation quälen.“

Nur, was den Davis Cup angeht, scheint ihm die Zeit dann doch verdammt schnell davonzulaufen. Der „Davis Cup liegt mir generell sehr am Herzen, ich würde gerne nochmal richtig angreifen“, verrät er. Den neuen Kapitän Carsten Arriens „mag ich sehr gerne“, betont er und findet es „gut, zu hören, dass sie mich dabeihaben wollen.“ Aber festlegen kann und will sich Haas erst mal nicht – das könnte auch an seinen Differenzen mit Philipp Kohlschreiber liegen, obwohl Haas am Montag doch glatt behauptete: „Wir hatten nie Probleme.“

Vorjahressieger Kohlschreiber (29) verbeugte sich einstweilen wort- und gestenreich vor dem Elder Statesman. „Hut ab, Tommy ist eine Kämpfernatur vor dem Herren, da kann man viel von lernen.“ Das klingt nach einem jüngst absolvierten Grundkurs in Diplomatie, und am Montag haben Haas und Kohlschreiber ja immerhin schon mal Doppel gespielt, ohne sich in die Wolle zu kriegen. Sie standen allerdings auch auf der jeweils anderen Seite des Netzes.