Wladimir Klitschko weilt derzeit im Trainingslager in Tirol, wo er sich auf seine Titelverteidigung vorbereitet. Sein Manager erneuerte indes die Kritik an der WBA wegen des Povetkin-Kampfes.

Going. Im Streit um die Ausrichtung des Schwergewichts-Boxkampfes zwischen Dreifachweltmeister Wladimir Klitschko (Ukraine) und seinem russischen Pflichtherausforderer Alexander Povetkin vom Berliner Sauerland-Team hat Klitschko-Manager Bernd Bönte den Weltverband WBA erneut angegriffen. „Ich kann nicht verstehen, dass ein Weltverband die Versteigerung eines Duells zweier Kämpfer ansetzt, die beide noch Kämpfe zu bestreiten haben“, sagte er am Rande des Trainingslagers in Tirol, in dem sich Klitschko auf seine Titelverteidigung am 4. Mai in Mannheim gegen den Deutsch-Italiener Francesco Pianeta vom Magdeburger SES-Stall vorbereitet.

Die WBA hatte am vergangenen Wochenende angeordnet, dass das Duell Klitschko gegen Povetkin am 23. April in Panama-Stadt versteigert werden soll, da beide Parteien sich nicht auf die Kampfmodalitäten einigen können. „Man hätte diese Versteigerung bequem zwei Wochen nach dem Kampf gegen Pianeta ansetzen können. Dann hätten wir gewusst, ob Wladimir den geplanten Termin bis Ende August vom Fitnesszustand her einhalten könnte, und wir hätten einen besseren Überblick, welche Hallen oder Stadien frei sind. So erweckt die WBA den Eindruck, dass Wladimir den Kampf gegen Pianeta schon gewonnen hat, und das ist schlecht für das Image des Boxens“, sagte Bönte, der allerdings keinen weiteren Protest einlegen will. „Die Entscheidung der WBA ist endgültig, wir haben unsere Bedenken mitgeteilt und sind nicht erhört worden, also wird Tom Loeffler, unser Mann in den USA, in Panama ein Gebot abgeben“, sagte er.

Den Superchampion-Titel, den der jüngere Klitschko-Bruder bei der WBA hält, wegen der Querelen niederzulegen, sei nie eine Option gewesen. „Das würde dem Team Sauerland doch nur in die Karten spielen. Wir warten lieber ab, ob Povetkin sich diesmal traut, gegen Wladimir anzutreten. Immerhin haben wir den Kampf schon zweimal ersteigert, und er ist nicht gekommen“, sagte Bönte. Tatsächlich hatte Povetkin bereits zweimal ein Duell mit Wladimir Klitschko platzen lassen, einmal wegen einer Verletzung, das andere Mal auf Anraten seines damaligen Trainers Teddy Atlas, der ihn nicht in der nötigen Verfassung wähnte.

Sollte das Klitschko-Lager die „Purse Bid“ genannte Versteigerung verlieren, würde der Ukrainer trotz des bestehenden Exklusivvertrags mit RTL auch bei Sauerlands Haussender ARD boxen, da der Gewinner auch die TV-Vermarktungsrechte erhält. „So sind die Regeln, wir würden das akzeptieren, aber natürlich wünschen wir uns diesen Fall nicht“, sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Bönte bekräftigte, dass man gemeinsam mit RTL alles tun werde, das Duell einzusteigern. „Wir werden eine ordentliche Summe bieten“, sagte er, „wenn Sauerland den Kampf will, dann müssten sie sich sehr strecken, immerhin kassiert Wladimir 75 Prozent der Börse.“ Bei Pflichtverteidigungen wird die in der Versteigerung gebotene Gesamtsumme im Verhältnis 75:25 zugunsten des Weltmeisters aufgeteilt.

Dass Klitschko derzeit keinen Gedanken an Povetkin verschwendet, sondern auf Pianeta fokussiert ist, beweist das Trainingspensum, das der 37-Jährige absolviert. Anfang März startete er in Hollywood (US-Bundesstaat Florida) seine athletische Vorbereitung, seit dem 1. April schuftet der Ukrainer im Promihotel Stanglwirt. Seit dem 8. April läuft die Sparringsphase, für die er sieben Trainingspartner zur Verfügung hat, darunter Exweltmeister Ruslan Chagaev und der deutsche Schwergewichtler Steffen Kretschmann. „Wenn Pianeta denkt, dass Wladimir ihn unterschätzt, dann irrt er gewaltig“, sagte Campmanager David Williams, „Wladimir ist in einer Topverfassung.“

Davon konnte sich am Dienstagnachmittag der US-Amateur Jovanta Charles hautnah überzeugen. Obwohl Klitschko mit 20-Unzen-Handschuhen kämpfte, also mit doppelter Dämpfung im Vergleich zum Wettkampf, schickte er sein verdutztes Gegenüber im Sparring mit einer rechten Geraden zum Kopf in den Ringstaub. Wenn die Sparringsphase am 26. April endet, wird der Champion rund 140 Runden absolviert haben.