Für Real Madrid zählt in der Champions League nur der Titel. Doch der spanische Rekordmeister hadert vor dem Viertelfinale gegen Galatasaray Istanbul mit einer Sturmflaute - trotz Cristiano Ronaldo.

Madrid/Berlin. Auf dem Weg zum angestrebten Champions-League-Triumph ruhen bei Real Madrid alle Hoffnungen auf Alleinunterhalter Cristiano Ronaldo. „Es ist Realität, dass wir einige Schwierigkeiten haben, Tore zu schießen. Cristiano ist der einzige, der seinen Schnitt gehalten hat“, sagte Trainer Jose Mourinho vor dem Hinspiel gegen den Schalke-Bezwinger und krassen Außenseiter Galatasaray Istanbul am Mittwoch.

Auf den ersten Blick scheint die Flaute im Sturm zwar ein Luxusproblem für das Team um die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira zu sein, doch die Abhängigkeit vom teuersten Spieler der Welt bereitet Real mehr und mehr Sorgen. Denn sowohl in der Champions League (8 von 18 Toren) als auch bei den gesamten Treffern in diesem Jahr (21 von 44) ist der Portugiese fast genauso erfolgreich wie der komplette Rest der Mannschaft. Ohne den 28-Jährigen ist das Team nur die Hälfte wert. „In der letzten Saison haben wir aus vier Chancen drei Tore gemacht. Das ist vielleicht einer der Unterschiede, und darunter leidet das gesamte Team“, sagt Mourinho.

Dennoch wäre alles andere als ein Weiterkommen der Madrilenen eine faustdicke Überraschung. „Wir wissen, dass jeder in Madrid den zehnten Titel will. Das ist das Ziel. Und die Spieler wissen das auch“, sagt Ronaldo selbst. Und er verteilte ein Sonderlob an seinen Offensivpartner Mesut Özil: „Er ist in Topform und hat bewiesen, dass er ein sehr wichtiger Spieler für uns ist. Ich mag es, mit ihm zu spielen, und wir verstehen uns sehr gut.“ Auch Mourinho vertraut Özil.

Casillas auch in Zukunft nur zweite Wahl für Mourinho

Für das Hinspiel bekam der 24 Jahre alte Spielmacher genauso wie Khedira eine Einsatzgarantie. Ganz im Gegensatz zu Real-Ikone Iker Casillas. Kategorisch schloss der Trainer schon Tage vor dem Spiel einen Einsatz des wiedergenesenen einstigen Stammtorhüters aus und machte dem seit Monaten in Ungnade gefallenen Volkshelden auch für den Rest der Saison wenig Hoffnung auf eine Rückkehr. „Im Fußball müssen wir ehrlich mit uns selbst und den Spielern sein“, sagte Mourinho und betonte im Hinblick auf die derzeige Nummer eins Diego Lopez: „Im Moment ist es schwer, ihn herauszunehmen.“

Auf Seiten von Galatasaray zerbricht man sich aber ohnehin nicht unbedingt den Kopf über den Gegner. „Es gibt nicht viel über Madrid zu erzählen. Sogar ein Sechsjähriger weiß, wie Real spielt“, sagte Trainer Fatih Terim. Und Angst hat der „Imperator“ ohnhin vor niemandem: „Ich werde unser System nicht ändern. Wir fürchten uns nicht, aber es wird eine harte Aufgabe werden“, sagte er. Khedira warnte davor, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Galatasaray ist ein starkes Team. Wir dürfen sie nicht unterschätzen, sonst könnte uns das Aus im Wettbewerb drohen“, sagte der 25-Jährige.

Ähnlich sieht es auch Neuzugang Wesley Sneijder, der von 2007 bis 2009 bei Real unter Vertrag stand und 2010 unter Mourinho mit Inter Mailand den Titel in der Königsklasse gewann. „Es wird ein schwieriges Spiel werden, aber man kann es sich nicht vorstellen, was die Champions League für uns bedeutet“, sagte Sneijder, der Mourinho als „zweiten Vater“ bezeichnete. Sogar einen speziellen Anreiz gibt es das Team um Sneijder und Didier Drogba. Präsident Ünal Aysal lobte eine Sonderzahlung von 25.000 Euro pro Spieler aus, sollte dem Außenseiter der Favoritensturz gelingen.