Die Rivalen der Rennbahn geben sich vor dem Formel-1-Start in Australien versöhnlich

Melbourne. Mit einem Duell der Nettigkeiten haben Sebastian Vettel und Fernando Alonso pünktlich zum Formel-1-Saisonstart ihre Rivalität aufgefrischt. Etwas halbherzig stimmten der Titelverteidiger und sein Vize am Donnerstag in Melbourne in der Fragestunde des Weltverbands zur Lobhudelei auf den Gegner an, ehe Vettel seinen Nebenmann sogar zum Zwiegespräch lud. "Ich trinke zwar keinen Kaffee, aber ich kann dich auf ein Red Bull einladen, wenn du mal reden willst", witzelte der Dreifach-Weltmeister.

Alonsos kühler Miene zufolge dürfte das Angebot unerwidert bleiben. Die Zeit für Komplimente ist ohnehin vorbei. Vom Großen Preis von Australien am Sonntag (7 Uhr MEZ) an sucht die Königsklasse in 19 Rennen nach der Antwort auf die Frage, ob Vettel zum vierten Mal in Serie alle hinter sich lässt oder die Erfolgsserie des Red-Bull-Teams nach drei Jahren endet. "Die vergangenen Jahre liefen sehr gut für uns, aber das garantiert keine weitere gute Saison", warnte der 25 Jahre alte Hesse vorsorglich.

Genau das hoffen Alonso und Co. 2010 und 2012 entglitt dem Spanier erst im Finalrennen der Titel. Auch diesmal gilt der Ferrari-Star als erster Kandidat für die Wachablösung von Vettel. "Ich empfinde das als Privileg. Diese Gelegenheit haben nur sehr wenige. Wir wollen uns wieder in die Position bringen und dann das Resultat ändern", sagte der Asturier.

In diesem Jahr fühlen sich Alonso und die Scuderia von Beginn an weitaus besser gerüstet für die Jagd auf Vettel. "Es ist ja auch nicht schwer, besser als im letzten Jahr zu starten", ergänzte der 31-Jährige in Erinnerung an seinen misslungenen Dienstwagen der Vorsaison. Alonso: "Der Winter war besser, das gibt uns mehr Selbstvertrauen."

Doch wie bei allen bleibt ein großer Rest Unsicherheit. "Wir wussten noch nie weniger als dieses Jahr, was die Kräfteverhältnisse angeht", urteilte Vettel. Fünf Teams mit ihren zehn Piloten könnten am Sonntag um den Sieg mitfahren, mutmaßte der Heppenheimer. Neben Red Bull und Ferrari wären das auch McLaren, Lotus und das umformierte Mercedes-Team. "Aus den Tests kann man nicht zu viel herauslesen", befand die neue Silberpfeil-Hoffnung Lewis Hamilton. Für den Briten hatten Experten eigentlich mit einem harten Lehrjahr bei seinem neuen Arbeitgeber gerechnet. Doch plötzlich scheint für Mercedes viel mehr möglich. "Wir haben die stärkste Fahrerpaarung der Formel 1", frohlockte Teamchef Ross Brawn bereits. Dank des offenbar gelungenen MGP-W04 könnten Hamilton und Kollege Nico Rosberg zumindest in Melbourne konkurrenzfähig sein. Und dann sind da ja noch McLaren mit dem dreimaligen Australien-Sieger Jenson Button, Lotus mit dem wie immer coolen Kimi Räikkönen und ein paar Außenseiter.

Der Maßstab aber heißt weiter Vettel. "Wenn Sebastian morgen aufhören und nichts anderes mehr in seiner Karriere machen würde, müsste er dennoch als einer der Besten gesehen werden", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Brite lobte Vettel als Vorbild, nicht nur für die Formel 1. "Er widmet seinem Beruf jederzeit 101 Prozent. Er hat Opfer gebracht. Er ist unheimlich fokussiert auf das, was er erreichen will", sagte Horner.

Passend dazu erklärte sein Schützling die Triumphe der Vergangenheit für vergessen. Alles starte wieder bei null, floskelte Vettel und stellte sich auf einen "vielleicht noch engeren" Titelkampf als zuletzt ein. "Wir haben keinen Vorteil, nur weil die Nummer 1 auf dem Auto steht", sagte er. Behalten will er die begehrte Weltmeister-Zahl deshalb erst recht.