Mit einer starken Leistung und einem überragenden Lionel Messi hat der FC Barcelona doch noch den Sprung ins Viertelfinale geschafft. Erstmals kam ein Team trotz einer 0:2-Hinspiel-Niederlage weiter.

Barcelona/Berlin. Historischer Sieg statt Ende einer Ära: Nachdem Doppeltorschütze Lionel Messi den FC Barcelona ins Viertelfinale der Champions League geführt hatte, waren alle Kritiker urplötzlich verstummt. „Wenn jemand Messi infrage gestellt hat, dann war das die perfekte Antwort. Er hat zwei Tore geschossen, das Spiel in die Hand genommen und wieder einmal gezeigt, dass er ein außergewöhnlicher Spieler ist. Er ist nicht von dieser Welt“, sagte Barcelonas Interimstrainer Jordi Roura nach dem 4:0-Erfolg im Achtelfinal-Rückspiel gegen den AC Mailand.

„Leo hat uns eine majestätische Lektion erteilt. Wenn er von den besten Spielern umgeben ist, hat er keine Grenzen“, ergänzte Roura, der auch gegen Milan den an Krebs erkrankten Coach Tito Vilanova auf der Bank vertrat. Und am Dienstagabend hatte Messi bei der beeindruckenden Aufholjagd wieder diese Unterstützung. Angeführt vom überragenden Argentinier erreichten die zuletzt arg kritisierten Katalanen als erstes Team trotz einer 0:2-Hinspielniederlage noch die nächste Runde der Königsklasse.

„Die Spieler sind harsch kritisiert worden. Jetzt haben sie gezeigt, dass sie außergewöhnlich sind. Sie haben mit Intensität und Engagement gespielt. Das macht mich stolz“, sagte Roura. Innenverteidiger Gerard Piqué zeigte sich nach der „Wiederauferstehung“ nicht nur erleichtert, sondern auch angriffslustig: „Wir haben die Antwort auf die Kritik gegeben. Diese Mannschaft ist noch lange nicht am Ende.“

Genau dieses hatten viele Kommentatoren nach zuletzt zwei Niederlagen gegen den Erzrivalen Real Madrid und der Hinspielpleite in Mailand schon prophezeit. Kopflos, vorhersehbar, lustlos sei das Barca-Spiel mittlerweile. Der Klub in einer Krise. Doch gegen die hoffnungslos überforderten Mailänder war genau das Gegenteil der Fall. Mit der wiedergefundenen Aggressivität beim Pressing, der ohnehin einzigartigen individuellen Klasse und der Aufstellung von Messi als Halbstürmer wischten sie alle Gedanken an das Ende ihrer Ära vom Tisch. Zum sechsten Mal in Folge zogen sie in die Runde der letzten Acht in der Königsklasse ein, zum zwölften Mal insgesamt – Rekord.

Messi als „Held“, „Gigant“ und „Sonnengott“ gefeiert

Kein Wunder also, dass sich die europäische Presse vor Begeisterung fast überschlug. Vor allem wegen Messi. Wahlweise wurde er als „Held“, „Gigant“ oder auch „Sonnengott“ bezeichnet. Selbst die italienischen Zeitungen huldigten den Siegern. „Das Barcelona der Ära Guardiola ist wieder auferstanden. Vor diesem 'Monster' ist der AC Milan wie Schnee in der Sonne geschmolzen“, schrieb die Gazzetta dello Sport.

Auch von Milan-Trainer Massimiliano Allegri gab es angesichts der drückenden Überlegenheit und den Gegentoren durch Messi (5. und 40.), David Villa (55.) und Jordi Alba (90.+2) nur Anerkennung. „Den Druck, den Barcelona auf uns ausgeübt hat, war verherrend“, sagte der Italiener: „Barcelona bleibt das beste Team der Welt.“

Nach dem Spiel freute sich Barca aber nicht nur über das Weiterkommen. Roura erklärte, dass rechtzeitig für die Viertelfinalspiele Anfang April der etatmäßige Trainer Vilanova seine Krebstherapie in den USA beenden und wieder zur Mannschaft stoßen werde. „Tito ist sehr glücklich und wird rechtzeitig zur nächsten Runde wieder präsent sein“, sagte dessen Vertreter: „Er hat das Spiel mit viel Emotionen geschaut und ist sehr froh, dass wir noch in der Champions League sind.“