Fast 70 Millionen Euro hat der FC Bayern in neues Personal investiert. Das viele Geld ist gut angelegt worden. Die Dominanz ist auch ein Produkt des Konkurrenzkampfes und des großen Bank-Kapitals.

München. Franck Ribery und Holger Badstuber verletzt, Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng gesperrt – na und? Trotz der hochkarätigen Ausfallliste stimmte beim FC Bayern vor der Champions-League-Partie gegen den FC Arsenal (20.45 Uhr hier im Liveticker) absolut niemand ein Klagelied an. Das lag natürlich auch am 3:1-Hinspielsieg in London, aber wohl auch an jenen fast 70 Millionen Euro, mit denen der Dominator der Bundesliga seinen Luxuskader im letzten Sommer nach der zweiten titellosen Saison in Serie aufmotzte.

„Wir haben sehr gute Einkäufe getätigt“, erklärte Trainer Jupp Heynckes stolz vor dem Achtelfinal-Rückspiel gegen die „Gunners“ am Mittwochabend. Auch Nationalspieler Thomas Müller sieht in der qualitativen Breite des Kaders einen Schlüssel für das programmierte Ende der trophäenlosen Jahre: „Vor der Saison kannst du immer groß plappern bezüglich großer Kader und jeder Spieler wird gebraucht. Da kann man meinen, das sind bloß Floskeln. Aber bei uns ist es wirklich so, dass Spiele auch von der Bank entschieden werden.“

Der Bundesliga-Krösus hat nach den bitteren zweiten Plätzen der Vorsaison offensichtlich an den „richtigen Stellschrauben“ gedreht, wie Heynckes bemerkte. Insbesondere mit Rekordtransfer Javi Martinez (40 Millionen Euro) von Athletic Bilbao, dem aus Wolfsburg gekommenen Angreifer Mario Mandzukic (12 Mio.) und dem Gladbacher Schnäppchen Dante (4,7 Mio.) gelangen drei absolute Volltreffer.

Als wertvolle Ergänzungen haben sich zudem der junge Schweizer Xherdan Shaqiri vom FC Basel (10 Mio.) und der von Werder Bremen ablösefrei zurückgekehrte Routinier Claudio Pizarro erwiesen. Dazu schätzt Heynckes den aus Hoffenheim gekommenen Tom Starke als „überragenden zweiten Torwart hinter Manuel Neuer“. Und das an Kaiserslautern ausgeliehene Talent Mitchell Weiser (18), das für 800.000 Euro vom 1. FC Köln kam, sammelt aktuell in der 2. Liga Spielpraxis und Profi-Erfahrung.

Ersatzbank „kein Malus, sondern ein Riesenbonus“

„Letzte Saison haben wir uns nach so einer exzellent besetzten Bank gesehnt, jetzt haben wir sie“, stellte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge unlängst fest. Die Shopping-Tour 2012 war auch eine Erkenntnis aus der besonders bitteren Niederlage im Heimfinale der Champions League gegen den FC Chelsea, als Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo gesperrt waren und Trainer Heynckes im wichtigsten Spiel des Jahres die personellen Alternativen gefehlt hatten.

Die jetzt top bestückte Ersatzbank sei „definitiv kein Malus, sondern ein Riesenbonus für uns“, hob Rummenigge hervor. Und mit neuen Stars wie dem heiß gehandelten Dortmunder Stürmerstar Robert Lewandowski soll diese Linie auch unter dem künftigen Trainer Pep Guardiola konsequent fortgeführt und noch forciert werden.

Beispielhaft war der Rekordtransfer von Martinez. Der Spanier ist mit seiner Mannschaftsdienlichkeit, Kopfballstärke, Zweikampfhärte und Willenskraft vielleicht der Mosaikstein, der noch gefehlt hatte. „Es war schon ein recht stolzer Betrag“, sagte Rummenigge zu den 40 Millionen. „Aber wir waren überzeugt, dass das Geld gut angelegt ist, wenn Javi fit ist. Das ist er jetzt.“

„Javi ist für uns ein wahnsinnig wichtiger Spieler“

Als der spanische Welt- und Europameister aus Bilbao kam, sei er „nicht in guter Form, nicht in guter Verfassung“ gewesen, bemerkte Heynckes. Aber nach einer intensiven Wintervorbereitung kommen die Stärken des 24-Jährigen in der Rückrunde zur Geltung. „Javi ist für uns ein wahnsinnig wichtiger Spieler. Ich denke, dass er das in den letzten Wochen auch gezeigt hat“, schwärmte Heynckes.

Der Brasilianer Dante hat sich mit seiner Abgeklärtheit zum Abwehrchef aufgeschwungen, der Kroate Mandzukic verdrängte mit 15 Bundesligatoren und seiner mannschaftsdienlichen Art sogar Mario Gomez auf die Ersatzbank. Heynckes sieht in dem Trio einen Schlüssel für die bemerkenswerte Abwehrstärke: „Unser Defensiverhalten ist mit Martínez, Dante und Mandzukic sehr gut geworden.“ Hinzu kommt für den Trainer-Senior ein weiterer Erfolgsaspekt: „Die Neuzugänge passen nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich und vom Ehrgeiz, etwas gewinnen zu wollen. Das alles ergibt eine positive Situation.“