Ein Kommentar von Alexander Laux

Golf gilt als Individualsportart, in der die Protagonisten einen ständigen Kampf gegen sich selbst austragen. Sie kämpfen gegen die Selbstzweifel bei Formschwäche oder den steigenden Adrenalinpegel, wenn es auf dem Grün beim letzten Putt über wenige Meter um Titeltriumphe und viel Prämie oder tränenreiche Tragödien geht.

Tiger Woods galt viele Jahre als Vorzeigeprofi, wenn es darum ging, die Konkurrenz vor allem auch mental niederzutrampeln - bis ihn die allseits bekannten (außer-)ehelichen Probleme 2009 aus der Balance warfen. Der Weg zurück in die Weltspitze war für die entzauberte Golf-Legende lang und beschwerlich, doch nach seinem 76. Erfolg bei der US-Tour könnte der 37-Jährige bereits in zwei Wochen wieder seinen einstigen Stammplatz als Nummer eins der Weltrangliste zurückerobern.

Das alleine ist schon eine kleine Sensation, doch viel erstaunlicher ist die Geschichte, die sich vor dem WGC-Turnier am Wochenende ereignete. Zufällig traf Woods auf dem Übungsgrün auf seinen Ryder-Cup-Kollegen Steve Stricker, ein ausgewiesener Puttexperte. Weil Woods mit seinem kurzen Spiel unzufrieden war, gab ihm Stricker einige wertvolle Tipps. "Es war auf Anhieb besser", freute sich Woods, der das Turnier schließlich gewann - mit zwei Schlägen Vorsprung vor Stricker. Während es der geschlagene Kumpel locker nahm, hatte der frühere Egomane Woods wieder etwas gelernt: Auch im Golf gibt es uneigennützige Nachhilfe - und ein gemeinschaftlich erreichter Sieg macht noch viel mehr Spaß.