Ein Kommentar von Björn Jensen

Wenn man die Situation des Herrentennisturniers am Hamburger Rothenbaum einmal nüchtern betrachtet, dann ist die Idee, im Juni auf Rasen statt im Juli auf Sand zu spielen, grundsätzlich sehr charmant. Die Möglichkeit, mehr Zuschauer als mitten in den Sommerferien anzuziehen; die Chance, in einer Grasturnierserie vor Wimbledon für mehr Spitzenspieler attraktiv zu sein - diese Aussichten sind es wert, das Thema nicht für alle Zeiten zu beerdigen.

Dass der Deutsche Tennis-Bund (DTB) am Mittwoch bekannt gab, seine Bewerbung für ein solches Rasenturnier zurückzuziehen, ist trotzdem keine schlechte Nachricht. Es ist letztlich die einzige Alternative gewesen, die dem Verband blieb, um noch mehr Schaden abzuwenden. Das Problem an der Bewerbung war nämlich, dass sie ohne die Zustimmung vom Vertragspartner, dem Turnierausrichter HSE, eingereicht worden war.

Das Bild, das der DTB dabei abgab, war wieder einmal nicht glücklich. Turnierdirektor Michael Stich und seine Partner bei der HSE lehnen die Idee einer Umstellung auf Rasen nicht grundsätzlich ab. Sie sahen allerdings keine realistische Möglichkeit der Umsetzung, und ein schlüssiges Konzept konnte (oder wollte) der DTB ebenso nicht vorlegen wie Details der Bewerbung. Dass ein Geschäftsmann wie Stich, der das Turnier 2009 übernahm, es in Hamburg hielt und per Option bis 2018 austragen darf, nicht die Katze im Sack kauft, kann niemanden verwundern. Mehr Kommunikation im Vorfeld der Bewerbung hätte allen Seiten geholfen. Zurück bleibt so nur gegenseitiges Misstrauen - und wieder eine vertane Chance.