Paralympics-Star Oscar Pistorius steht unter Verdacht, seine Partnerin getötet zu haben. Die 30-Jährige war ein bekanntes Model.

Pretoria/Johannesburg/Köln. Südafrika unter Schock: Im Haus des heimischen Olympia-Stars Oscar Pistorius ist seine 30-jährige Freundin Reeva Steenkamp erschossen aufgefunden worden. Der beidseitig beinamputierte Läufer wurde festgenommen, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Die Identität der Toten bestätigte ihre Modelagentur. Pistorius' Vater Henke bestätigte der französischen Nachrichtenagentur AFP, dass seinem Sohn vorgeworfen werde, seine Freundin erschossen zu haben. Ein Polizeibeamter teilte mit, Pistorius sei „traumatisiert, weil er eine Person verloren hat, die ihm sehr nahe stand“. Am Mittag wurde Pistorius dann des Mordes beschuldigt.

Wegen einer Schießerei wurden die Beamten am frühen Morgen zum umzäunten Haus des Läufers in Pretoria gerufen, wie Polizeisprecherin Katlego Mogale sagte. Dort hätten Sanitäter gerade versucht, die Frau wiederzubeleben. Die 30-Jährige sei aber noch vor Ort gestorben. Zur Tat sagte Mogale : „Das Opfer wurde viermal getroffen und starb noch am Tatort.“ Die Frau soll an Arm und Kopf getroffen worden sein.

Polizisten fanden eine 9-Millimeter-Pistole in dem Haus und nahmen den 26-jährigen Pistorius in Gewahrsam. Anschließend wurde er von der örtlichen Polizei des Distrikts Silverwood vernommen. Man rechne damit, dass er im Laufe des Tages einem Richter vorgeführt werde.

Südafrikanische Medien berichteten, Pistorius habe seine Freundin für einen Einbrecher gehalten und deshalb geschossen. Möglicherweise habe die Frau den Sportler am Valentinstag überraschen wollen. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zur Identität der Toten. Die Familie der Toten habe die Frau noch nicht identifiziert.

Mit Steenkamp war Pistorius seit einem Jahr zusammen. Das blonde Model war im vergangenen Jahr Cover-Girl eines britischen Männer-Magazins. In den sozialen Medien tauchten am Morgen zahlreiche Nachrufe auf das 30-jährige Model auf.

Diskussion über das Waffenrecht

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat begann in Südafrika eine Diskussion über das Waffenrecht. Südafrika hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Jeden Tag werden nahezu 50 Menschen getötet. Nur Kolumbien hat gemessen an der Einwohnerzahl mehr tödliche Schießereien, wie die UN ermittelten. Außerdem gibt es am Kap sehr viele Vergewaltigungen und Raubüberfälle. Es ist üblich, dass Hausbesitzer Waffen haben, um sich vor Überfällen zu schützen.

Oscar Pistorius ist der Star unter den Behindertensportlern. Im vergangenen Jahr schrieb der „Blade Runner“ bei den Olympischen Spielen von London Geschichte, als er als erster beidseitig amputierter Läufer an Rennen teilnahm. Er ging beim 400-Meter-Einzelwettbewerb und in der Staffel an den Start. Der Prothesenläufer ist einer der bekanntesten Sportler des Landes.

Im vergangenen Jahr wurde Pistorius vom Magazin Time sogar in die Top 100 der einflussreichsten Menschen weltweit aufgenommen. Bei der berühmten Wahl zum „Sexiest Man Alive“ des US-Magazins People landete er in den Top 10.

Im Alter von elf Monaten wurden Pistorius beide Beine unterhalb der Knie amputiert. Er läuft auf Karbonstelzen. Pistorius wollte bereits bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 antreten, erhielt aber vom Leichtathletik-Weltverband IAAF keine Starterlaubnis. Die IAAF sah in den Wunderstelzen einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil. Pistorius zog gegen diese Entscheidung vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne - und bekam Recht.

Somit war der Weg frei für seinen historischen Auftritt bei Olympia 2012 in London. Dort trat er mit der 4x400-m-Staffel seines Landes und auch über die Einzelstrecke an, auf der er im Halbfinale ausschied. Nach Olympia holte er anschließend bei den Paralympics an gleicher Stelle mit der 4x100-m-Staffel und über 400 m Gold. „Heute Abend war er absolut majestätisch“, sagte damals sogar OK-Chef Sebastian Coe beeindruckt.

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) wollte am Donnerstag vor dem Hintergrund der laufenden polizeilichen Ermittlungen keine Stellungnahme abgeben, übermittelte der Familie des Opfers aber sein aufrichtiges Beileid.